Aufsätze
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Reportage aus dem Jüngsten Gericht
Leszek formt seine Figuren aus Lehm und zieht ihnen oft seine eigenen Hemden an. In den Mund steckt er ihnen Zigarettenkippen, mit Schminke verleiht er ihnen Farbe. Seine Skulpturen sind keine großen Steinblöcke, die Jahrhunderte überleben sollen. Die Menschheit ist nicht aus Bronze, sie entsteht aus einfachen Materialien. Der Lehm, der normalerweise dem Künstler dazu dient, ein Bozzetto, eine Skizze, zu formen, ist hier das Endmaterial. Du bist Staub und wirst wieder zu Staub werden.
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Zwei Zeichnungen
Ich bleibe gerne vor ihnen stehen, ich habe solche Bilder zu Hause, die ich mir immer aufs Neue ins Gedächtnis rufen muss, denn sie entwischen mir immer wieder mit ihren geheimnisvollen, nicht offensichtlichen oder hinterlistigen Motiven, und provozieren mit der Spannung zwischen Erzählung und Form.
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Spiele mit der Wirklichkeit
Das Verwandeln der Farbe in den Ton, des Tons ins Licht, des Lichts in den Raum, des Raums in die Bedeutung – das ist mein unaufhörliches Streben, die Harmonie, den Gleichklang, die vollkommene Form zu erreichen – sagt Darek Mlącki. Seine Kunst, die uns in illusorische Welten zieht, veranlaßt zur Kontemplation.
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Keiner da
"Keiner da". Dieser Satz wiederholt sich wie ein Refrain auf mehreren hundert Seiten des Romans „Leben. Gebrauchsanweisung” von Georges Perec. Häufig ist es leer in den detailliert beschriebenen, mit Gegenständen gefüllten Wohnungen. Nein, nicht leer: es gibt jede Menge Gegenstände, aber keiner ist da.
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Die Farbigen Linien von Majcherowicz
Die meisten kleinen Bilder von Łukasz Majcherowicz aus den letzten Dutzend Jahren präsentieren sich auf den ersten Blick als Abstraktionen: in der Regel stellen sie Umrisse von Rechtecken dar, entstanden durch Linien, die sich manchmal zu etwas breiteren Streifen verdicken und frei geführt werden, jedoch keine Zweifel an den Absichten des Malers wecken.
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Taschenrechner
Du streicheltest mich durch meine Kleidung, durch mein Hemd und Unterhose. Vorsichtig und sanft, damit du das Blut nicht siehst. Damit es dein Gesicht nicht bespritzt. Oder deine gepflegten Hände mit den glatt gefeilten Fingernägeln. Und du dachtest: hol mir einen runter und dann geh.
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Berührung
Begierde, Lust, Leid sind die geeignetsten Zustände, um sich der eigenen Körperlichkeit, des Gefühls für das Physische bewusst zu werden. Auf den Zeichnungen von Magdalena Sawicka findet sich die Körperlichkeit in den Spuren von Sperma auf den Lippen, im geschwollenen Penis, in feuchten Flecken am Mädchenslip, in verwundeten Händen, in weinenden Gesichtern.
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Das Flugzeug, der Engel, der Wolf, das Fahrrad
Im 20. Jahrhundert hatte jede Assoziation den Rang eines Symbols oder es fehlte den Symbolen am Rang. Wir lebten unter gewöhnlichen Assoziationen, denen wir erst heute, posthum, einen Orden und einen Platz in der Ehrenallee verliehen.
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Das Tegebuch
Ich träume von einem Fahrer, der mein Bild in weißen Handschuhen trägt. Am Nachmittag fing ich an, eine Operation an einer zerstörten Leinwand durchzuführen. Wenn ich ein Leben übermale, gibt es keine Garantie, dass das neue besser wird.
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Mütter
Beten ist nicht leicht, daher zahlreiche Erfindungen, jene Trommeln, Rosenkränze, Teppiche, die ein physisches, mechanisches Gebet ermöglichen, das weder den Geist noch das Herz einbezieht. In unserer Kultur beten wir aber üblicherweise eher an Jemand, wir haben lieber diese Illusion des Kontakts mit einer Person, die uns zuhört und irgendwie reagiert.
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Windows on the world. Warum ist es dir so wichtig?
Als ich am frühen Morgen des 11. September 2001 zur Post fuhr, um die Einladungen zu Dwurniks Vernissage zu verschicken, machte ich ein Erinnerungsfoto. Nach ein paar Stunden war es sowieso klar, dass ich diesen Dienstag nie vergessen würde.
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Partituren für Menschen
Hätte man ihn gefragt, wie man ein gutes Bild malen soll, könnte er keine Antwort geben, aber mit Sicherheit würde er empfehlen, gute Musik zu hören, weil das beim Malen sehr hilfreich ist.
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Das Studium des Lichts
Dieses Haus ist anders Haus als die anderen, eigentlich drei Häuser in einem, verbunden durch eine gemeinsame Fassade. Große Fenster auf die Gartenseite, die Vorderseite zeichnet sich durch eine Reihe kleiner Fenster aus, an ein Fabrikgebäude erinnernd.
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Apokryph
Im vierten Jahr seiner Herrschaft, im 658 Jahr nach der Stadtgründung, rief der damals achtzehnjährige, überberühmte Prinz Atti-Bus’Dinah zu seinem Hofe den griechischen Architekten Eleukos aus Naxos. Er beauftragte ihn mit dem Ausbau des südlichen Flügels, von dem Greifenhof bis hin zu den Obstgärten von Hermithes.
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Nackte Versunkenheit
Wir reden über eine unverschämt junge Malerin. Talent und Jugend sind in der Kunst immer eine beunruhigende Kombination. Wenn man den jungen Künstler zu sehr umschwärmt, kann das für ihn gefährlich sein. So lautet die allgemeine Meinung und allgemeine Meinungen stimmen oft.
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Hohn und Sacrum
Bei den hier gezeigten Skulpturen fällt die omnipotente, banale Männlichkeit auf. Im soziologischen Sinne wird sie zum Spott: Der Prolet verhöhnt den Herrn, er macht sich lustig über seine Marmor- und glatt polierten Bronzestatuen. Im philosophischen Sinne wird sie zur Befreiung der pseudoharmonischen, angeblich von Gott regierten Welt, die sich tatsächlich in den Händen supranationaler Geschäftsleute befindet.
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Architektur der Utopie
Maja Kiesner ist im Warschauer Stadtteil Targówek großgeworden, in einem zwölfstöckigen Häuserblock. Aus dem Fenster ihrer Wohnung im zweiten Stock sah sie den nächsten zwölfstöckigen Häuserblock.
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Poeta scribit
Thoughts locked in on paper transmigrate like souls imprisoned in bodies, to finally perceive ecstasy. You may get the impression that this fiery wheel spins forever. You stand in line for rapture, like a libertine for another orgasm.
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Im Studio
Für eine Depression oder eine Beziehungskrise - Murawska, eine Künstlerin auf der Welle der Sinnlichkeit. Ihre Malerei ist eine klare Lebensbejahung, ursprüngliche Nacktheit und Erotik, unberührt von der Zivilisation. Jedes Liebespaar erinnert an Adam und Eva, jedes Tulpenfeld an das Paradies. Bild statt Apfel? Die versuchende Schlange fiel aus der Rolle.
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Das Tulpenorgan, der Allesfresserkelch
Das Tulpenorgan, der Allesfresserkelch
Offen, unanständig
Ausgefranst und kühl von außen
Geschlossen und warm von innen
Wage nicht, da anzufassen!
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Die Schönheit des Lebens
Ohne Anfang und Ende – im Mittelpunkt des Geschehens. Ein sanftes Flechten aus Tagen und Nächten, die Schönheit derselben, stets wiederholten Gesten, lieben, nichtigen Gegenständen. Kurzlebige Kleinigkeiten: kleine Kannen, Löffel, Schuhe, Lippenstifte, Kleider, Täschchen, Dufte. Sonderzeichen.
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Der ausgetrocknete See und Verwirrungen des Zöglings Karabowicz
Ein Bild von Tomek Karabowicz trägt den Titel: Der ausgetrocknete See. Der echte ausgetrocknete See befindet sich in Karczunek, dem Heimatdorf des Künstlers, das in Ostpolen liegt. Als ich ihn im Sommer besuchte, zeigte er mir das malerische, wilde Feld.
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Augen weit geschlossen
Zum ersten Mal sah ich Aleksandra Waliszewskas Autoporträts vor acht Jahren. Es waren ihre frühen, noch während des Studiums entstandenen Werke, gemalt auf abgenützten Pappstücken. Damals hatte ich den Eindruck, als ob ich den Staub von einem Schatz wegpusten würde. Ich fühlte mich wie ein Archäologe, der die Fayum-Porträts aus dem Sand ausgräbt.
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Ich träumte
Ich träumte von einem wilden Tier - weiß nicht, ob es gut oder böse war. Zwiespältig, unvorhersehbar. Bis dann liegt es ruhig, ich darf mich an seine warme Flanke herandrücken, es schaukelt mich mit seinem starken, ruhigen Atem. Es schaukelt mich lange, es besänftigt. Ganze Jahre lang.
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Ein Barockthriller
Auf den ersten Blick sind es Zeichnungen aus dem Museumsbestand der Alten Meister. Julia Medyńska schöpft mit ihrem Talent und ihrer Behinderung aus den künstlerischen Leistungen ihrer großen Vorgänger. Dabei benutzt sie Stilmittel und historische Kostüme vergangener Epochen. Sie verwendet Conté-Buntstifte, Ölfarbe und Bleistift. Unter dem historisierenden Kostüm spielen sich dunkle Szenen ab, die das Blut in den Adern erstarren lassen, ein wahrer pseudobarocker Thriller.
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Die Welt wie eine Blume
Geblieben sind die Blumen. Früher gab es noch andere Bildthemen bei Beata Murawska, mittlerweile jedoch wurden sie immer rarer und die Blumen siegten. Sie haben unterschiedliche Maßstäbe, manchmal sind sie geradezu monströs und scheinen uns in das Innere der Bilder hineinzuziehen.
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Wenn du dich neben mich setzt und wir flüstern können
Wenn du dich neben mich setzt und wir flüstern können, sage ich: ich wusste nicht, dass du aus einem Blatt Papier einen Briefumschlag basteln kannst. Ich wusste nicht, dass du dich manchmal einsam fühlst.
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Vase Nummer 1
Die Vasen entsprechen am ehesten der koloristischen Bilddefinition. Pala verleiht ihnen Emotionen, die der Blumenkunst fremd sind. Die Vasen sind rudimentär, archaisch, brutal. Sie verkörpern nicht nur das von den Koloristen hoch geschätzten „Ringen“ mit der Bildmaterie, sondern auch die Fähigkeit des Malers, ein entsprechendes Farbpointe zu finden.
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Am frühen Vormittag
Am frühen Vormittag des 4. Juni 1966 stieg Edward Dwurnik aus einem Zug am Bahnhof in Łowicz aus. Er verschwendete keine Zeit und die ersten Zeichnungen waren nach einer halben Stunde fertig.
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Die Besänftigte Welt
Wenn wir dem Satz von Valery zustimmen, daß die Wahrheit und das Leben Unordnung bedeuten, reicht es, noch einen Schritt zu machen, um die Kunst als eine Suche nach Ordnung zu betrachten.
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Innenraum-Außenraum
Mlącki meint, daß "das Verwandeln der Farbe in den Ton, des Tons ins Licht, des Lichts in den Raum, des Raums in die Bedeutung eine unaufhörliche Sehnsucht ist, die Harmonie, den Gleichklang, die vollkommene Form zu erreichen".
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Für den Krieg waren die Platten zu klein
Über Jan Kotik, Autor dieser Aufnahmen, ist wenig bekannt. Er war ein Soldat, hatte seine Kamera dabei und auf einer Glasplatte einzelne Bilder festhaltend erstattete er einen Kriegsbericht. Seine Haupthelden waren Soldaten der österreich-ungarischen Armee, irgendwo im Grenzland der Monarchie während des Ersten Weltkrieges und die Zivilbevölkerung, fast immer in Begleitung von Soldaten.
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Dieses Feuer tut nicht weh
Es ist eine schwierige Aufgabe, 10 Milliarden Menschen aus dem Sonnensystem hinaus zu evakuieren. Der Flug dauert 20 Jahre, wozu also diejenigen mitnehmen, die nicht bis zum Ende aushalten? Manche fälschten ihre Geburtsurkunden und gaben Schmiergeld. Dann erzählte man, daß, wenn so einer entlarvt wird, die Mannschaft ihn ins All hinauswirft, ohne Raumanzug. Ein schrecklicher Tod.
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Schutzfarben
Wenn die Malerei - eine Geste der Hand und der Rest von dem ganzen Vorhaben - wie die Schrift die Seele eines Menschen zum Ausdruck bringt, dann lese ich in Radeks Bildern, ohne ihn zu kennen: ein Kerl, sehr empfindlich gegen das Schöne, unabhängig. Ein Nonkonformist, der aber nach der Harmonie in der Autorität sucht. Selektiv und präzise im Definieren dessen, was er gerne hat. Er denkt zeitlos. Für ihn bedeutet Unbestimmbarkeit die Freiheit.
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Die Enfilade
Die Grenzen zwischen Erinnerung und Phantasie sind seit langem verwischt. Woher also kann er sich an diese Reihe von Räumen erinnern? Vielleicht hat er die Geschichte des Hauses selbst erfunden, indem er sie auf jedem nacheinanderfolgenden Bild darstellte, bis sie lückenlos, logisch und so sicher wurde, dass er an sie glaubte, weil er glauben wollte?
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Film
Ich weiß genau, wie es aussieht. Ein junges Mädchen sitzt an einem Restauranttisch. Zu jung, um im Lokal so alleine zu sitzen. Also wahrscheinlich wartet sie auf jemand. Ja, ich warte.
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Ungezähmte Vitalität
If the future of storytelling is immersion and direct experience, Daniel Zarewicz’s works beat what technology can offer hands down. They’re like taking ayahuasca while wearing a VR helmet – a frenetic trip leading to enlightenment, only without the vomiting.
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Außerhalb der Worte
Die Welt der Malerei von Piotr Bukowski wird von der Phantasie geschaffen, die reich an symbolischen Bedeutungen ist. Literarisch könnte man sie nicht ausdrücken. Um zu existieren, müssen sie als Bilder auftreten.
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Eine Flasche
Hippo Hole tranken wir mit Wojtek Kliczka während der Arbeit an einem Zeichentrickfilm aus. Der Name an der Flasche - Potieria (auf Russisch) ist der Titel einer Humoreske von Danil Harms. Wir haben uns krummgelacht.
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Ciro Beltrán: vom Eigensinn, ein Künstler zu sein
Wenn ein Subjekt in Bewegung ist, also keinen festen Platz hat, sucht es nach einem Raum, in dem es als eine bedeutende Einheit in Erscheinung treten könnte. Bei Ciro Beltrán ist so ein Raum sein Werk, seine Existenz als Künstler und sein Eigensinn, einer zu sein.
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Zeitgenössischer Barock
Julia Medyńska beherrscht ihr Fach in Vollkommenheit, und dies obwohl sie ihrer Malerei unendliche Freiheit und Leichtigkeit verleiht. Vielleicht könnte man sogar das Wort Désinvolture im Sinne von Ungezwungenheit erwähnen, das heute nur noch selten in den Mund genommen wird. Gerade diese spüre ich, wenn ich ihre irgendwie äußerst vielfältigen, aber ein jedes Mal wiedererkennbaren Bilder betrachte.
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Von den Umdrehungen der Farben
Die abstrakte Kunst war eine der am meisten charakteristischen kulturellen Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Ihre Anfänge reichen bis in die graue Vorzeit zurück: als Europa erst an der Schwelle der großen kulturellen Veränderungen, Kriegskatastrophen und blutigen Diktaturen stand (in historischen Kahegorien gar nicht so lange her).
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Porzellanpuppe
Große Krakauer Wohnung, dunkel braune sargähnliche Massivmöbel. Ein Teil der Besitztümer barsch in der Zimmermitte aufgetürmt, wie Sägespäne aus einer Puppe herausgerissen.
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Die Mädchen
Die Leute verstehen Adam nicht, manche halten ihn für widerwärtig. Ich aber sehe in seinen Bildern Reinheit und Zartheit - sie sind sinnlich, aber nie vulgär.
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Männergeheimnisse
Tomasz sucht nach Modellen, die mit Unschuld begeistern. Angezogen wird er von Gesichtern der Jünglinge, Gesichtern, die noch frei von Unruhen der Reife sind. Ihre Reinheit betont er manchmal mit durchsichtigen Objekten aus Glas im Hintergrund. Er vergleicht seine halbnackten Helden mit aufblühenden Blumen, die bald verwelken. Es verbirgt sich in ihnen eine große, obwohl flüchtige Kraft.
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Entrückt
Das Wesen dieser Bilder ist Entrückung. Alle Gestalten, Tiere, sogar Dinge scheinen entrückt und schläfrig. Es ist keine Müdigkeit oder Trägheit, sondern ein Spiel mit der Zeit, die wirklich unwirklich ist.
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Das Tagebuch, im Bild geschrieben oder Enigma
Der Alltag besteht aus einer Liste von Sachen: Akku, Zahnarzt, Rasen. Englischunterricht der Kinder, Kaffee, Tee. Zitronen, Brötchen, Hefezopf. Untersuchung beim Arzt, Post, Bank, Zeitung. Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Dachziegel, alter Film. Und so ohne Ende.
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Die Übereinstimmung von Gegensätzen
Lange Zeit wurde behauptet, dass alle entscheidenden Versuche in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts in der Zeit der frühen Moderne unternommen wurden. Alles Spätere wäre eine epigonale Wiederholung oder im besten Fall eine eklektische Umarbeitung.
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Der Maler vom Klarenberg
Lassen Sie sich zum Spaziergang durch Częstochowa einladen. Ich empfehle folgende Straßen vor: 7 Kamienic, Św. Barbary, Wieluńska. Wir sind in der Gegend des Klarenbergs, im Herzen des Wallfahrtszentrums. Über allem erhöhen sich die Mauern des Klosters mit dem emporstrebenden Turm, rundum Parks, Straßen und in den Straßen kleine Geschäfte und Marktbuden mit Devotionalien.
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Schöne Zeiten
Was Gutes kann man von der Zusammenarbeit zwischen einem Künstler und der Kapitalwirtschaft erwarten? Ich meine jetzt nicht den Bonus in Form eines regelmäßigen Gehalts. Przemek Truścińskis Beispiel ist hier ziemlich lehrreich.
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Luca d’Ussula "Der Fall des Zauberers Hermogenes"
In seiner monumentalen Monografie Die Frührenaissance der italienischer Malerei (Basel, 1895) erwähnt Bürckberg, daß beim Streit zwischen den Häusern von Ghirerdini und Tommasi die Grabkapelle der Ghirerdinis von Soldaten unter dem Befehl des berühmten Kondottiere Sigismondo Malabraccia ausgeplündert wurde; aus dessen Händen sollte den gestohlenen Altar kein geringerer als der Kardinal Pompeo Caraffa, der spätere Papst Hadrian VI.
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Labor für innerliche Entgiftung
Das Atelier von Łukasz Majcherowicz in der Warschauer Kunstakademie besitzt einen Genius Loci. Ein mit Studenten überfüllter Korridor, laut von dem Stimmengewirr. Plötzlich taucht eine geschlossene Tür auf und hinter ihr herrscht die Stille. Man verliert das Gefühl für Zeit und Raum.
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Über die Malerei von Adam Patrzyk
Die Verzauberung durch die von Adam Patrzyk gemalte Welt stellt sich sehr schnell ein, und mit ihr die Frage: Sich vor diesen Orten hüten oder von ihnen anziehen lassen? Diese Kunst ist magisch, was bedeutet: sie erweckt ein undefinierbares Verlangen, in die Bilder einzutauchen, sich in ihren Räumen niederzulassen, ohne vorab zu wissen, ob auf Gedeih oder Verderb. Wie es oft vorkommt, erleben wir zunächst ein Déjà vu, sehen etwas, was uns längst bekannt ist, da bereits früher von anderen gemalt und erzählt.
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Innere Masken seiner Seele
Über einen Schädel können wir mit Sicherheit nur sagen, dass er ein Residuum ist - ein Überbleibsel des lebenden Körpers, in Leiche verwandelt, die unwiderruflich zum Staub wurde. So viel. Und nur so viel.
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Die Eschatologie des Grau in Grau
Recht bald schon wird deine Welt hierunter zusammenbrechen. Das einzige Grau, das du dann wahrnimmst, wird das Grau der Asche der verbrannten Welt sein. Einer Welt ohne Farben, ohne Gott, der alles Weltliche zum Rang der Heiligkeit erhebt, ohne Elemente.
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Paralelle Wege
Der Blick aus dem Fenster wird von einem Handymast gestört. Seit kurzem steht er da auf dem offenen Feld – häßlich, dafür aber hat das halbe Łódź einen besseren Signal.
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Beunruhigendes Dauern
Selten haben wir mit Bildern zu tun, die uns auf eine so unerwartete Art und Weise zwingen, über Zeit und Dauern zu sinnen. Es ist angeblich nicht machbar, das Dauern als solches zu malen. Aber etwas davon gibt es in den Werken von Adam Patrzyk.
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Ich, das anderes ist
Das Pferd – Archetyp der männlichen Sexualität. Wenn eine Frau ein phallisches Symbol malt, wird es zu ihrer Signatur. Es wird zur Roten Stute, zur Mutterstute Saranyu, die in ihrer neuesten Arbeit Follow your dreams nicht nur metaphorisch, sondern auch wörtlich nach den Träumen greift und galoppierend von einem Kontinent zum anderen springt.
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Die Schönheit der Vergangenheit
Bogna Gniazdowska hat ihre eigene, originelle Methode, die Vergangenheit zu malen: äußerst bewegend beschäftigt sie sich mit historischer Malerei. Was sonst sind die zahlreichen Porträts, die ein Panorama der Vergangenheit darstellen? Was sind das für Requisite, die auf ihren Bildern auftauchen?
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Ein Solitär. Ein einsamer Baum
Ein Solitär. Ein einsamer Baum. Ein Motiv für Maler. Und sofort eine Vielzahl von Interpretationen, viele Möglichkeiten, das Bild zu deuten. Vielleicht ist das der Baum des Lebens, vielleicht der der Erkenntnis von Gut und Böse, je nach Auffassung Symbol der Wiedergeburt oder der Sünde und des Verfalls.
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Unsere Körper, unser Leben
Was kann passieren, wenn ein junges Mädchen Dinge aufschreibt, die es für wichtig hält? Und was, wenn diese vorwiegend Sex und seinen nackten Körper betreffen? „Beim Malen setze ich mich mit meiner Körperlichkeit auseinander, ich will mich selbst genauer betrachten“, sagt Agnieszka Sandomierz. Will noch jemand sie in ihrer Intimität betrachten?
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Die Kultur Des Zorns
Man könnte Koza etwas altmodisch als Renaissance-Künstler bezeichnen, da er sich mit vielen Kunstformen beschäftigt: mit den selbstverständlichen, wie Malerei, mit Videofilmen und Zeichentrickfilmen, bis hin zu Gedichten und Comics.
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Im Schatten des Südens
Die Maltradition spielt eine enorme Rolle für Katarzyna Jedrysik-Castellini. Sie schaut auf sie zurück und malt ihre eigenen, überzeitlichen Bilder. Das Dargestellte könnte genauso gut vor Jahrzehnten entstanden sein. Die mediterrane Atmosphäre, die die Bilder ausstrahlen, trägt dazu bei.
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Ursprung der Malerei
"Ich habe einmal von Bildern, die ich malen wollte, geträumt – Gemälden von Licht überflutet" – erzählt Anna Podlewska. – "ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie sie aussahen, eins war aber sicher – es erschienen mir Bilder, die nicht durch Struktur oder Form aufgebaut waren, sondern Licht".
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Tod. Zwischen Heldentum, Straftat und Krankheit
Das am häufigsten zitierte Beispiel des Selbstmordes als Manifestation von Heldentum sind die japanischen Kamikaze-Piloten, die während des 2. Weltkrieges todesverachtende Angriffe auf amerikanische Ziele durchführten.
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Gewebte Bilder
Die Arbeit am Bild, die konsequenten Entstehungsetappen – all das erinnert an die Werkstatt einer Weberin. Der Lauf bleibt verborgen in den farbigen Fäden, der Faden jeder einzelnen Farbe durchflicht den Lauf nur im Bereich der eigenen Farbe. Zofia Matuszczyk - Cygańskas Ölbilder sind wie ein Muster, das aus vielfarbigen Fäden gewebt wurde.
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Abstraktum oder Konkretum? Über die Malerei von Łukasz Majcherowicz
Geometrie, die der Malerei dient. Malerei, die Geometrie benutzt, um dem Spaß zu dienen. Die Welt ist ein Spiel aus mathematischen Klötzchen.
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Eine irrationale Lust am Malen
Na bitte sehr, die Welt gibt es noch. Es gibt den Markt in Łowicz und die Pfarre in Klimontów. Es gibt Dąbrowka und, was ich mir vorher überhaupt nicht vorstellen konnte, es gibt Warschau. Ich dachte, alles sei schon verschwunden.
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Die saftige Seite des Lebens erblicken
Es scheint, daß in Kokoryns Bildern die Zeit stehen bleibt, wie an einem Sommernachmittag – und wie im Moment, in dem unsere Erinnerungen die Form eines Zeichens annehmen. Die Ereignisse ändern den Charakter – sie werden zur grafischen Form, deren Bedeutung mit nachfolgenden Erfahrungen, Ansichten und Ereignissen wächst.
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Die Wärme von Orange, der Optimismus von Grün
Ciro Beltrán gehört zu der jungen Generation der zeitgenössischen chilenischen Maler. In der 2. Hälfte der 80. studierte er die Malerei an der Hochschule für Bildende Künste bei der Universität in Santiago, 1995-98 – an der Kunstakademie in Düsseldorf. Vielleicht deswegen schöpft seine Malerei gleichermaßen aus den südamerikanischen und europäischen Quellen.
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Das Gleichgewicht von Grau
Nach Hause in Indien nimmt sie Fotos von alten Fabriken, heruntergekommenen Förderbändern in Niederschlesien mit. Grau, durch die Zeit zerstört. Soweit sie sich erinnern kann, hat sie gerne Stunden an den von den Menschen vergessenen, zum langsamen Absterben und Abbröckeln verdammten Orten verbracht.
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Kreuzgänge
Ein Bild von Katarzyna Jedrysik-Catellini ist mir besonders nah. Es zeigt einen Kreuzgang. Wenn ich mir dieses Bild ansehe, kehre ich im Herzen und in Gedanken in meine Toskana zurück. Zu den Klosterkreuzgängen, in deren Mauern das Echo des alten Psalmgesangs schwingt.
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Abzug des Statthalters
Der Statthalter ist fort. Die letzten Kanzlisten verlassen die Amtshäuser, Ledermappen mit aufgedrucktem Wappen und vergoldeter Devise unter dem Arm. Die gründlichen Buchhälter der Signoria packen Grundbücher ein. Die Kutscher setzen sich auf die Böcke ihrer Kutschen.
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Freiheit für Menschen und Tiere
Agnieszkas Bilder zeigen kleine Wunderoffenbarungen und Augenblicke, in denen die Realität ihr diabolisches Gesicht zeigt. Es sind kleine Risse in der Schale der Banalität des Alltags, durch die eine anarchische, totale Vielfalt von Parallelbedeutungen durchsickert. Eine schauderhafte "Freiheit für Menschen und Tiere" – und für alles andere.
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Grau in Vanitas-Tönen
Wir tragen ihn unter der Haut und das ist wahrscheinlich das Faszinierendste daran: Wir sind das ständige und immer wiederkehrende, lebende Symbol unserer Endlichkeit, das näheste und das zutreffendste Exemplum dieser Situation. Wir nehmen nie Abschied von ihm, und wenn ja, dann hören wir auf zu sein...
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Farbenrisse
Nichts ist doch so befreiend, sowohl für den Künstler als auch für den Zuschauer, wie gerade eine Abstraktion. Ja, sie ist in der Wirklichkeit verankert, und die Werke von Sebastian Skoczylas sind auch als eine Aufzeichnung der Wirklichkeit, und danach ihre Synthetisierung, Anpassung an Kompositionsrahmen entstanden, jetzt aber geht seine Kunst mehr in Richtung der Schaffung eines Objektes.
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Die Filmfenster
Frauengesichter – unschuldig, pervers, verträumt. Ihre Augen, Wangen und Lippen füllen und sprengen kleine Bilder. Adam Korszun malt seit Jahren Porträts, voller Spannung und Unruhe – das sind seine Engel und Dämonen.
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Die Schönheit Drängte Sich Entgegen
Farbe vor allem. Für Darek Pala hat sie Vorrang, sie ist Ausgangspunkt für die Bildwahrnehmung, für das Malen selbst. Die Form und Stil seiner Bilder ändert sich: Von comicähnlichen Szenen wanderte er bis zum einfachen Einzelmotiv, von einer üppigen Ornamentik bis hin zur Synthese, von einer ausgebauten Geschichte zur Kontemplation des bescheidenen Stilllebens. Eins bleibt unverändert: die Erstrangigkeit der Farbe.
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Das sind keine Märchen
Die Geschichten, die sich da auf der Leinwand ereignen, lassen mitunter das Blut in den Adern erstarren: nackte Menschen, womöglich Kinder, von Feuer verschlungene Köpfe brennenden Fackeln gleich. Haben etwa ihre Haare beim unschuldigen und sorglosen Spiel mit Streichhölzern Feuer gefangen oder hat sie jemand in einem Akt des Sadismus, der Bestrafung, der Rache oder der Gedankenlosigkeit angezündet?
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Nur das Bild
Diesmal weder Städte noch Städtchen, weder große noch kleine Landschaften, weder Menschen noch Männchen, sondern die reinste, furiose, von allen Regenbogenfarben triefende Abstraktion.
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Baden mit Blake
Unter vielen Macken von mir ist die wichtigste, dass ich in die Badewanne immer mit William Blake ging. Die Werke, die ich wählte, waren verschieden. Meistens wahrscheinlich Milton. Milton war buchstäblich die reine Kunst.
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Design und Kunst
Eine Zusammenstellung der Design-Klassiker – die Sessel „Utrecht” von Gerrit Riteveld aus den 30ern, das leichte Regal von Franco Albini aus den 50ern und der zeitgenössische niedrige Anrichtetisch von Piero Lissoni. Hier wird die ausgewogene, holländische Konstruktion und die italienische Sorglosigkeit durch das Pollocksche Bild von Edward Dwurnik zusammengefügt.
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Malen im Geiste der Musik
Malen von Musik bedeutet, das Unmögliche miteinander in Einklang zu bringen. Und doch wird diese utopische Anstrengung von sehr vielen Künstlern unternommen, und das seit sehr langer Zeit. Musik ist etwas Immaterielles - die bildenden Künste dagegen bestehen aus Materie.
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Langweilige Postkarten oder Fabrikgelände. Am Rande der Ausstellung von Maria Kiesner
Maria Kiesner malt nicht existierende Städte und Landschaften - wenn man urbane Veduten dafür hält. Deren Prototyp sind meistens alte Postkarten, ein Fragment der längst vergessenen oder bis zur Unkenntlichkeit veränderten Straße, ein Postgebäude an der Ecke, eine zu Anfang des 20. Jahrhunderts moderne Stahlhütte, das Ganze, das sich ansehen lässt, nie ein Detail.
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Storyboards
Ich habe mich entschieden, Przemek Truścińskis Storyboards - die sequenzielle Bilderfolge aus seinen Werbefilmen - zu zeigen, weil sie zur neuesten Kunst gehören und den polnischen Traum vom Wohlstand dokumentieren.
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Schläft Koza mit den Hunden?
Die Pistole auf das Mädchen gezielt. Mit einem nach hinten gebeugten Kopf, gekleidet in ein rotes Kleid und Netzstrumpfhose gesteht die frivole Brünette: "Ich war ein Spielzeug in den Händen eines Reichen". Die Pistole schießt eine Sprechblase mit dem Schrift: POP!
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Die Straße
Hier lebten wir, hier rissen wir den Mund auf und fackelten Gummireifen ab, hier starben wir ohne Klage am durch den süß-sauren Wein verursachten Weltschmerz, hej!
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Präzision der Kontemplation
Andrzej Sadowskis Studium an der Staatlichen Hochschule der Bildenden Künste in Łódź verlief im Zeichen der geometrischen Abstraktion. Götter waren damals die Professoren, die, wie man böse zu sagen pflegte, nur "mit dem Lineal" malten. Aber was soll damit ein Künstler mit der Seele eines Realisten, der in einer Zeit zu leben hat, welche noch im infamen Schatten des Sozrealismus steht?
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Das Zeichen im Raum
In den Bildern von Kalina Horoń finden wir den Wiederhall unserer eigenen intuitiven Krakelei, Spuren von Zeichen aus städtischen Gebäudefassaden, Toren, Brücken und Straßenüberführungen. Wir geraten in den Strudel von Farben und kindhaft anmutenden Zeichen.
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Die Bäuche
So fing es an: kein Job, keine Freundin, keine Eltern, keine Kumpel, nur eine Reihe von Monitoren, drei Computer, Radios, Abhörgeräte. Alles bei mir im Keller. Ich hatte die städtische Videoüberwachung und das Polizeimonitoring angezapft. So wurde ich zum Auge und zum Gewissen der Stadt.
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Der Maler und die Mädchen
Biała Podlaska – eine Provinz, provinzielle Landschaften, Objekte, eine Decke auf der Schlafcouch, Vorhänge in den Fenstern, Gras vor dem Kuhstall. Adam Korszun ist hierher nach dem Studium an der Warschauer Kunstakademie zurückgekehrt, schon als Maler mit Diplom.
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Ausgekratzt mit einem Kuli ohne Kugel
Als ich meiner Bekannten die Comics von Janek Koza zeigte, sagte sie: "weißt du, solche Sachen fand man früher in den Bahn-Toiletten, ausgekratzt mit einem Kuli ohne Kugel!".
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Die Stierfrau
Sie sagten zu mir: Vergiss die Tränen, du hast einen Sohn, einen hübschen Torero geboren. Er ist schön, er ist stark, sagten sie, er ist von Hand zu Hand gegangen.
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Zimmer Mit Aussicht
Adam Patrzyks Landschaften sind für viele von uns wie Erinnerungen an eine Reise. „Menschen sehen die Bilder und finden dort Orte wieder, wo sie schon gewesen sind”, erklärt der Künstler. „Dann sagen sie: Das sind doch die Straßen von Padua, die Häuser in Siena, der Platz in Jerusalem”. Es amüsiert ihn, weil all die Landschaften in der Tat frei erfunden wurden - Adam verreist ungern, am wohlsten fühlt er sich im heimatlichen Częstochowa, in seinem Atelier.
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Das Versprechen der Erfüllung
Ich betrachte die Zeichnungen von Beata Murawska und erinnere mich an die Schlafende Zigeunerin von Henri „Zöllner” Rousseau, Schlafende Venus von Giorgione, Venus mit dem Collier von Maillol. Venus – die altitalische Göttin des Frühlings und der Gärten, die man später mit der griechischen Aphrodite gleichgesetzt, ihren Kult hellenisiert und sie zur Liebesgöttin gemacht hat.
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Durchdringen
Weiße Leinwand, glatt und gespannt. Auf dem Weiß farbenfrohe geometrische Figuren. Manchmal wird die rigorose Geometrie gebrochen: durch mehr biomorphe Formen, wie geordnete Meereswellen oder ein bunter, multiplizierter Schatten vierblättrigen Klees.
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Il Chiostro
Es wurde mir kürzlich klar, dass meine scheinbar ziellosen Nachmittagsspaziergänge eine tief versteckte Bedeutung haben. Unbewusst treffe ich plötzlich Menschen, Gegenstände, Gebäude und Situationen. Sie verleihen meinen Überlegungen Sinn.