Labor für innerliche Entgiftung

Wojciech Tuleya Von Wojciech Tuleya

Das Atelier von Łukasz Majcherowicz in der Warschauer Kunstakademie besitzt einen Genius Loci. Ein mit Studenten überfüllter Korridor, laut von dem Stimmengewirr. Plötzlich taucht eine geschlossene Tür auf und hinter ihr herrscht die Stille. Man verliert das Gefühl für Zeit und Raum. Die Eile, Hektik und die Verstopfung des visuellen Gedächtnisses durch Müll verschiedenster Art werden zurückgesetzt. Es bleibt nur noch das Geflüster der bescheidenen, geheimnisvollen Bilder und der abwesende Blick des Malers.

Łukasz Majcherowicz Łukasz Majcherowicz

Man könnte Łukasz’ Bilder wie Ikone anbeten. Nur bei Betrachtung von Mark Rothkos expressionistischen Bildern schienen mir die Farben so durchgeistigt zu sein. In beiden Fällen lädt das Kunstwerk zum Nachdenken ein. Es ist eine Art Fremdenführer bei unserer Reise in uns selbst. Rothko lässt uns in den Farbflächen zerschmelzen, Majcherowicz führt uns einen schmalen Weg, einen Farbstreifen entlang, bis hin zur glühenden Bildmitte. Langsam vertiefen wir uns in das Geheimnis und kehren dann zu den äußeren Bildrändern wieder. Unser Auge kann diesen Weg hin und zurück, vom Außen ins Innere endlos wiederholen. Es wird  nie müde oder gelangweilt. Das ähnelt einer Litanei, einem Mantra. Die endlosen Widerholungen versetzen uns in einen tranceähnlichen, abwesenden Zustand. Darauf beruht die erfrischende Wirkung dieser Bilder. Das Atelier der Wandmalerei von Łukasz Majcherowicz ist ein Labor für innerliche Entgiftung.



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