Der Maler und die Mädchen

Joanna Korecka Von Joanna Korecka



Adam Korszun

Draußen

Biała Podlaska – eine Provinz, provinzielle Landschaften, Objekte, eine Decke auf der Schlafcouch, Vorhänge in den Fenstern, Gras vor dem Kuhstall. Adam Korszun ist hierher nach dem Studium an der Warschauer Kunstakademie zurückgekehrt, schon als Maler mit Diplom. Aber so ein Diplom ließ in Biała Podlaska nichts Gutes erwarten, Adam fand keine Arbeit. Er lebte vom Arbeitslosengeld, ich weiß nicht, wie er damit Farben und andere für Malen notwendige Sachen kaufen konnte. Aber es reichte und, im Gegensatz zu vielen Warschauer Komilitonen, hörte er nicht auf zu malen. Nach einigen Jahren bekam er in der Podlaska-Galerie eine Stelle als Oberinstrukteur zur Popularisierung der bildenden Künste. Ich weiß weiterhin nicht, ob sein Gehalt für Farben reicht, aber er malt immer noch, immer besser und immer mehr.

Adam Korszun

Drinnen

Biała Podlaska, die Weiße Stadt, ist schwarz, weil Adam die Dunkelheit liebt: die aus ihr hervortretenden Formen, Gesichter, Nasen, Wangen, Münder. Provinzielle Landschaften, Objekte, eine Decke auf der Schlafcouch, Vorhänge in den Fernstern, Gras vor dem Kuhstall verlieren sich im Schwarz. Die vom Künstler porträtierten Gesichter kommen aus dem Dunkeln ans Licht, sie sind in keine Landschaft eingebettet, könnten überall entstehen. Auf der Fläche seiner Gemälde gibt es keine anderen Details als anatomische Details von Gesichtern.

Vor 10 Jahren

Adam Korszun

An einem Tag machte ich mit dem Fahrrad 240 km, ich fuhr von Biała Podlaska nach Tomaszów Lubelski, zu einem Mädchen. Ich würde gerne diese Fahrradfahrt von damals wiederholen. Aber ich fühle mich schon als ein anderer Mensch, ich bin müde. Damals war ich sehr jung, fit, schlank. Ich möchte nochmal nach Tomaszów fahren.

Ich weiß wirklich nicht, ob ich es schaffe, an einem Tag mit dem Fahrrad 240 km zu machen, ob es möglich ist, mein Reiseziel so vorzufinden, wie es vor 10 Jahren war... .

Adam Korszun

In zentralen Punkten der Bilder Adam trägt die Beschriftungen ein. Der Traum von der weiten Welt, Ich weiß nicht, ob es klappt, Aus sehr großer Distanz...

Die meisten sind Zitate aus den Songs der Band Joy Division, deren großer Fan er ist. Sie haben immer sehr persönliche Konotationen, drücken seine eigenen Ängste, Wünsche, Erinnerungen aus. Im Kontakt mit diesen Texten verliert jeder der gemalten Frauenköpfe seine Statik: aus der abstrakten Melancholie losgerissen, ist er jederzeit bereit, sich zu wenden und uns direkt in die Augen zu schauen.

Adam Korszun

Musik zum Malen

Wenn man in Adams Wohnung reinkommt, ist ein Radio das wichtigste Gerät, das ins Auge fällt. Dieses kleine, uralte Radio der Marke Irys empfängt ganz gut Sender mit Rockmusik, die Adam Korszun hört. Seine ruhigen Bilder, aus denen, wie aus den Gemälden von Rembrandt, ein gehemnisvolles Licht hervordringt, entstehen bei lauter Musik von Joy Division, The Doors, Sting. Man sagt, alle Bilder sind am Anfang unordentlich, gemalt mit voller Wucht, die durch die Musik inspiriert ist. Erst später, nach langem Übermalen von einzelnen Schichten entstehen die Porträts mit ausnehmend sanfter, ruhiger Faktur.

Adam Korszun

Adams Modells Es sind oft im Fernsehen erspähte Frauen, Mädchen aus den Filmen (Die Akte X), Nachrichten und Sportprogrammen; Tagesschausprecherinnen, Schauspielerinnen, Mädchen, die ein Reporter heimlich auf der Straße aufgenommen hat.

Korszun nimmt sie alle aus den Fernsehlandschaften heraus und versetzt sie in einen ruhigen, dunklen Raum. Ihn faszinieren Nahaufnahmen der Gesichter, von denen er, direkt aus dem Fernseher, schwarz-weiße Fotos mit einer Zenith (8 mm) macht. Diese Fotos sind Skizzen für Bilder, die er mit Ölfarben auf Holz malt. Adam sagt, daß er auf diese Weise Mädchen zähmt, mit denen er Probleme hat.



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