Gewebte Bilder

Małgorzata Czyńska Von Małgorzata Czyńska

Die Malerei war ein Traum, das Textilentwerfen eine Lebensnotwendigkeit. In beiden überzeugte sie mit ihrem Talent und Kreativität. Seit ein Paar Jahren erfüllt Zofia Matuszczyk - Cygańska ihren Traum – sie malt nur noch. In ihren, mit Farben pulsierenden, abstrakten Kompositionen und in der Art und Weise, wie sie ihre Arbeit am Bild organisiert spürt man jedoch die Denkweise und die Hand einer Weberin.

Zofia Matuszczyk-Cygańska

Glut und Kälte. Freude, Trauer und Melancholie. Morgengrauen und Abenddämmerung. Sonnenuntergang und rosa Morgenröte. Farben der Stimmung und der Tageszeit – die Energie und die Poesie sind in Zofia Matuszczyk – Cygańskas Bilder nur durch Farben spürbar. Reine Abstraktion ermöglicht die vollkommene Schöpfung. „Die Malerei muss weder erzählen noch abbilden, ihre Ziele sind reiner und tiefer“ – sagt die Künstlerin überzeugt – „ es ist die Möglichkeit der persönlichen Aussage.“

Zofia Matuszczyk-Cygańska

Ihre Kompositionen baut sie aus kleinen Farbquadraten, Punkten, filigranen Linien – dies erinnert ein wenig an die farbigen Mosaiken, die sie in den byzantinischen Basiliken von Venedig und Ravenna bewunderte. Ihre Bilder haben Rhythmus, sie schimmern und vibrieren mit Licht und Farbe.

Die Herkunft der Malerei von Zofia Matuszczyk - Cygańska ist gar nicht eindeutig: in den dreißigen Jahren studierte sie an der Warschauer Kunstakademie bei den Professoren Mieczysław Kotarbiński, Tadeusz Kulisiewicz und Tadeusz Pruszkowski; ihre Diplomarbeit schuf sie schon nach dem Krieg, im Atelier von Felicjan Szczęsny – Kowarski. In den Landschaften und Akten aus dieser Zeit sieht man die Lehren der französischen Postimpressionisten und einheimischen Koloristen – der Einfluss der Kapisten war enorm.

Zofia Matuszczyk-Cygańska

Danach kam die Zeit der Suche: die Fünfziger bringen einen Hauch der Moderne und Matuszczyk - Cygańska malt Stillleben in stumpfen Farben, sie vereinfacht, reduziert, sie verleiht den Gegenständen eine dicke, schwarze Umrisslinie und betont somit ihre Statik und Gewicht. Von da ist es nur ein Schritt zur abstrakten Kunst. Das erste Leinwand-Mosaik entsteht im Jahre 1965 und trägt den Titel „Zentrum.“ In diesem Stil malt die Künstlerin dutzende Bilder. Erst aber in den späten Neunzigern wird sie wieder ihre Bilder aus kleinen Quadraten entstehen lassen.

Zofia Matuszczyk-Cygańska

Parallel zur Malerei beschäftigte sich Zofia Matuszczyk - Cygańska mit der Weberei und eine Zeitlang dominierte die Textilkunst ihre schöpferische Tätigkeit. Schon im Jahre 1936 begann sie, mit der Genossenschaft „Ład“ („Gepflegtheit“) zu kooperieren und setzte diese Zusammenarbeit nach dem Krieg fort – sie entwarf einzigartige Gewebe, wunderschöne Jacquards. Die Künstlerin stellte ihre Werke aus dem Bereich der Malerei und Textilkunst auf über zweihundert Ausstellungen in Polen und im Ausland vor. Sie war auch im Bereich der Didaktik tätig. In den Sechzigern, Siebzigern und Achtzigern entstand eine geringe Zahl von Bildern, hauptsächlich waren es abstrakte Kompositionen oder solche, die auf der Schwelle zwischen Abstraktion und figurativen Malerei standen.

Zofia Matuszczyk-Cygańska

Erst in den letzten Jahren befasste sich die Künstlerin ausschließlich mit dem Malen – es ist auch die am meisten bewusste und natürliche Phase ihrer Tätigkeit. Sie hat über dreihundert Bilder gemalt, jeden Tag fängt für sie ein neues Farbenspiel auf der Leinwand an. Die Arbeit am Bild, die konsequenten Entstehungsetappen – all das erinnert an die Werkstatt einer Weberin. Der Lauf bleibt verborgen in den farbigen Fäden, der Faden jeder einzelnen Farbe durchflicht den Lauf nur im Bereich der eigenen Farbe. Zofia Matuszczyk - Cygańskas Ölbilder sind wie ein Muster, das aus vielfarbigen Fäden gewebt wurde.



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