Abzug des Statthalters

Jacek Dehnel Von Jacek Dehnel

Der Statthalter ist fort. Die letzten Kanzlisten verlassen die Amtshäuser, Ledermappen mit aufgedrucktem Wappen und vergoldeter Devise unter dem Arm. Die gründlichen Buchhälter der Signoria packen Grundbücher ein. Die Kutscher setzen sich auf die Böcke ihrer Kutschen.

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Alle Straßen der Stadt sind leer, alle Fensterläden geschlossen, alle Tore zu; fort sind die Ratsherren in mit Bilchpelz gefütterten Mänteln (denn der Winter naht, der Wind bringt von jenseits der Berge eisige Luft), fort die Kurtisanen in Karossen ihrer Gönner (verdeckt hinter Fächern und einem Nebel der Nostalgie nach der Opernsaison), fort die Stoffwaren- und Gewürzhändler (um Flüsse zu überqueren und den Hof der Khanen zu erreichen, wo man Seide und Kassie, Nelken und Goldbrokat kauft); ihnen hinterher schleppten sich Lahme, Blinde und Bettler.

Die Stadt ist endlich für sich: Ziegel und Stein, kalt und grau wie Granit. Abends zeigt sie ihre großen Perspektiven, durch keine menschlichen Staffagen getrübt: verhüllte Palastfenster, Portiken der Kirchen, strenge Fassaden der Prokuratorie und der Gefängnisse. Kristalllüster zittern unter Lein in entferntesten Gallerien. Vergessene Perlen vergilben in Schubladen der Putztische, in tiefen Kellern durchfrißt der Schimmel Korken und Wein. Der November kommt, das Meer braust, der Frost bändigt die Erde.



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