Farbenrisse

Wojciech Tuleya Małgorzata Czyńska Von Wojciech Tuleya Małgorzata Czyńska



Direkt gesagt: man kann seine Hände von diesen Bildern kaum fernhalten. Man will sie berühren, den glatten, glänzenden Farbstreifen mit der Hand streichen, wie den Lack eines Luxuswagens oder die Fläche eines Designer-Kühlschranks, zufällig die weiter entfernte unebene Fläche antasten und mehr fühlen, in Farbenfurchen wie in hart gewordener Knetmasse stöbern.

Sebastian Skoczylas

Alleine das Betrachten der Gemälden von Sebastian Skoczylas bringt zahlreiche sensorische Empfindungen hervor, so unterschiedlich ihre Textur, so attraktiv und glänzend ihre Glattheit, so satt ihre Farben. Diese Bilder sind appetitlich. Der Künstler selbst befreit uns von Wortschatz-Dilemmas, indem er sagt, dass ihm um die Appetitlichkeit der Malerei geht. Wir schreiben über das Bedürfnis, seine Gemälde zu berühren, während er unbekümmert feststellt, dass man die glatten Texturen lecken möchte. Tatsächlich sind sie wie bunte Lutschbonbons in verschiedenen Stadien des Konsums.

Das ist aber nur der Anfang, weil die Bilder eine ganze Geschichte der Abstraktion, der Ablösung von der Realität in sich bergen. Dabei ist diese Ablösung wesentlich, so sehr man in einer Abstraktion etwas zu entdecken versucht, einen Gegenstand, eine Geschichte, eine Erinnerung, eine Empfindung, irgendetwas, egal was. Und hier gibt es eine Konstruktion des Bildes, eine Struktur, Farbe, Licht, Textur. Alles und nicht viel, wenn es um das Geschichtenerzählen geht. Es ist nicht einfach, darüber zu sprechen, als ob Wörter gegenüber Abstraktion ratlos wären. Wie lange kann man doch von Valeurs reden?

„Die Sprache der Abstraktion kann bezüglich der Realität sogar geeigneter sein, wenn es schwer ist, sie mit Worten oder realistischen Bildern zu beschreiben – sagt Skoczylas. – Ich selbst versuche es, nichts zu suggerieren, auf nichts zu lenken. Ich glaube, das schafft Raum auf dem Bild für Empfänger, für ihre persönliche Gefühle, eigene Interpretationen“.

Sebastian Skoczylas

Nichts ist doch so befreiend, sowohl für den Künstler als auch für den Zuschauer, wie gerade eine Abstraktion. Ja, sie ist in der Wirklichkeit verankert, und die Werke von Sebastian Skoczylas sind auch als eine Aufzeichnung der Wirklichkeit, und danach ihre Synthetisierung, Anpassung an Kompositionsrahmen entstanden, jetzt aber geht seine Kunst mehr in Richtung der Schaffung eines Objektes.

Um mit abstrakter Malerei anzufangen, muss man sich von allem Externen, Sichtbaren, usw. befreien, erklärt der Künstler. Doch stellt diese Befreiung auch einen Prozess dar. Vermutlich gibt es in meinen Werken Spuren von Landschaften. Wenn die Landschaft bei mir immer noch funktioniert, dann wahrscheinlich in der Komposition, in horizontaler Gliederung, in Proportionen. Es gibt auch eine Art von „Gravitation”. Sowohl ich, als auch Zuschauer wissen ohne Zweifel, wo sich das Oben und wo das Unten des Bildes, der „Himmel“ und die „Erde“ befindet. Das ist eine Frage der Proportionen, des Gewichts oder der Leichtigkeit einzelner Ebenen, usw. In diesem Sinne können meine Werke einigermaßen „landschaftlich“ wirken.

Interessant ist für mich die Grenze zwischen dem Bild als einer Repräsentation und dem Bild als einem Objekt in sich, zwischen der Darstellung der (äußeren oder inneren) Realität und der Kreation einer neuer Realität. Eigentlich ist eine Abstraktion bereits ein Übergang auf die andere Seite, doch dieser Sensualismus stellt für mich einen weiteren Schritt in dieser Richtung dar.

Er malt abstrakte Werke seit 2002, seit Mitte seines Studiums. Ein Student, dann ein Absolvent der Breslauer Akademie der bildenden Künste, bezieht sich auf Impressionisten, Postimpressionisten, und vor allem auf Werke von Józef Hałas, den legendaren Professor der Akademie.

Hałas sagte: „Ich möchte im Gleichgewicht zwischen der Kunst und dem Abbild des Lebens, der Natur sein. Auch im Gleichgewicht zwischen der Intuition und der Bewusstsein”. Und auch: „Meine ganze Malerei ist eine Rückkehr in die Gegend der Kindheit, ihrer Themen und Faszinationen“. Jetzt, nach vielen Jahren, gewinnt diese zweite Bemerkung an Bedeutung in der Kunst von Sebastian Skoczylas. Es geht nicht so sehr um Motive, sondern um Emotionen und eben „Faszinationen“.

Mir liegt an der Intensivität von Erlebnissen. Meine Bilder sind in gewisser Weise intensiv, gesättigt, energiegeladen. Eine satte Farbe ergänze ich mit Textur. Ich versuche, eine Art von Spannung auf dem Bild zu schaffen. Wenn es um die Farbe geht, kommt es zum Ausdruck in der Zusammenstellung von kontrastierenden Farbflecken. Ähnlich ist es mit der Textur des Bildes: glatte Ebenen setze ich neben rauen, glänzende neben matten. Alles verstärkt sich gegenseitig.

Es gibt daran vermutlich ein bisschen unterschwelliger Sehnsucht nach dem sehr intensiven Empfinden, so wie man alles als Kind empfunden hat. Ich fühle, dass man mit der Zeit diese Fähigkeit verliert. Das Schaffen dient für mich einer Art innerer Stimulation.

Ich glaube, dass das Bedürfnis, die Oberfläche mit der Hand zu streichen, eine richtige Reaktion ist. Als Kind wollte man doch das streichen, was sich gut anfühlte, das lecken, was appetitlich erschien...



Ausgewählte Werke

    • Horizon with greens

      • Medium: Oil on Canvas
      • Size: 108 x 108 centimeters
      • Price: PLN 9500

    siehe das gemälde

    • Constellation V

      • Medium: Oil on Canvas
      • Size: 139 x 159 centimeters
      • Price: PLN 12000

    siehe das gemälde

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