Die Wärme von Orange, der Optimismus von Grün

Lena Wicherkiewicz Von Lena Wicherkiewicz

Ciro Beltrán gehört zu der jungen Generation der zeitgenössischen chilenischen Maler. In der 2. Hälfte der 80. studierte er die Malerei an der Hochschule für Bildende Künste bei der Universität in Santiago, 1995-98 – an der Kunstakademie in Düsseldorf. Vielleicht deswegen schöpft seine Malerei gleichermaßen aus den südamerikanischen und europäischen Quellen.

Ciro Beltrán

Das, was in Beltráns Malerei besonders anzieht, ist vor allem die intensive und warme Koloristik. Abstrakte, flach gemalte Ebenen mit gesättigten Farben bilden Hintergründe für geometrische Konstruktionen. Einige Formen, wie aus Draht geflochten, könnte man mit Gestalten von Gefäßen (Sanduhren? Systemen chemischer Reagenzgläser? Meßzylindern?) unbekannter Anwendung verbinden, in anderen überrascht die Ähnlichkeit mit dem menschlichen Körper. In diesen geheimnisvollen Anordnungen schlummert das Echo der Bilder von Roberto Matta. Die beiden Künstler gestalten den Raum auf eine ähnliche Weise; ihre Konstruktionen wirken wie aufgehängt und mit Gewalt gedehnt in einer unbestimmten, bunten Umgebung. Jedoch, im Gegensatz zu dramatisch-fantastischen Visionen von Matta, sind Beltráns Leinwände voll von Poetik und Geheimnis.

Ciro Beltrán

Ein anderer, lesbarer Beziehungspunkt des Werkes von Ciro Beltrán ist zweifellos die Materiemalerei. Die Faktur dieser Bilder ist fleischig, lebendig, und, in Verbindung mit erdigen Farben mancher Werke, läßt uns merken, daß Beziehungen zur Art informel aus den 50. und 60. weiterhin lebendig sind. Auf die Nähe zu dieser Richtung weist noch eine Spur hin, und zwar die Invention in der Nutzung der neuen Materialien. Die Grundlage für eine Serie von Bildern aus den 90. sind ... Teppiche. Durch dieses alltägliche Material gewinnen die Werke spezifische Faktur sowie, meistens, eine ziemlich unregelmäßige Gestalt.

Ciro Beltrán

Die untypische Grundlage ist nicht die einzige Neuigkeit dieser Realisierungen. Denn es sind beidseitige Werke. Dadurch schafft Beltrán nicht nur eine neue formelle Qualität, sondern er schlägt auch ein neuartiges Konzept des Bildes vor. Es ist jetzt nicht nur eine „plane Fläche, die in einer bestimmten Ordnung mit Farben bedeckt ist”, sondern auch ein räumlicher Gegenstand, dessen fester Bestandteil die Rückseite wird. In diesen Bildern sieht man die konzeptuellen Quellen der Malerei von Ciro Beltrán. In der formellen Hinsicht sind die „Teppichbilder” in der Koloristik abgetönter, ruhig, sparsam und puristisch. Diese Zurückhaltung bewirkt, daß sie gar düster zu sein scheinen.

Ciro Beltrán

Die fröhlicheren Bilder des Künstlers sind von warmer Tonart und südamerikanisch exotisch. In diesen Werken verbindet sich die Wärme von Orange und von Sandgelb mit dem Optimismus von Grün. Es lohnt sich, bei dieser Gelegenheit etwas mehr über die Farbe zu sagen. Beltrán bezieht sich auf deutsche Romantiker, auf das Konzept der Farbe bei Goethe, das sich auf deren psychologische und symbolische Wirkung bezieht. Wie ein Künstler aus dem Mittelalter, schreibt Beltrám mit Farben Bedeutungen auf: Gelb ist Licht, in Blau ist Luft, Spiritualität und Geheimnis, Rot, mit seiner Intensität, vereint und kontrastiert alles.

Ciro Beltrán

Mit seiner Malerei versucht Beltrán, der Kunst das Geheimnis und die Fähigkeit zurückzugeben, mystische Zustände hervorzurufen. Es kann also nicht wundern, daß er das deutsche Genie zu seinem geistigen Vater macht und sich auf die Tradition der deutschen Romantik beruft. Zugleich will er modern bleiben, indem er Beziehungen zur avantgardistischen Kunst der 50., 60. und 70 wiederbelebt. Ein wenig eklektisch, postmodern und, vor allem, ästhetisch.



Ausgewählte Werke

    • Painting T - 0112 Historia de la Geografia

      • Medium: Acrylic on canvas
      • Size: 121 x 145 centimeters
      • Price: PLN 15000

    siehe das gemälde

    • En los techos de esas casas

      • Medium: Acrylic on Canvas
      • Size: 126 x 156 centimeters
      • Price: PLN 12500

    siehe das gemälde

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