Die Filmfenster

Małgorzata Czyńska Von Małgorzata Czyńska



Frauengesichter – unschuldig, pervers, verträumt. Ihre Augen, Wangen und Lippen füllen und sprengen kleine Bilder. Adam Korszun malt seit Jahren Porträts, voller Spannung und Unruhe – das sind seine Engel und Dämonen.

Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun

Aus der Studienzeit im Atelier von Jan Tarasin nahm er als Lehre mit, man solle eher denken als malen und in der Arbeit sei vor allem „die Kunst des Schweigens” wichtig. Das hat ihn überzeugt: man sieht ja, daß emotionsgeladene, vor Fabulieren strotzende Arbeiten von Korszun in Einsamkeit und Konzentration entstehen. „Ob kleine abstrakte Bilder oder Gesichter, ich fange immer mit einer heftigen Skizze an – manchmal geht es soweit, daß die Pappe, auf der ich male, beschädigt wird”, sagt er. „Später lege ich mehrere Schichten Lasurfarbe auf, die die ersten Schläge vollständig verdecken. Ich sitze, ich schaue zu – schaue und schaue, so wie es mir der Professor beigebracht hat – und lege die nächsten Schichten auf”.

Er malte skurrile Szenen, in denen der Realismus sich mit dem Surrealismus mischte, alles in der Aura einer eigenartigen Poetik und Unruhe, wie im Bild „Gegen den Boden schlagend” – einer treu abgebildeten Landschaft mit einem Mann, der den Boden mit einer Hacke bearbeitet, während hinter ihm eine Kuh grast. Ein seltsames, intrigierendes Bild.

Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun

Kurz darauf malte Adam das erste kleine Porträt. Es war das Gesicht eines Außerirdischen. Er fand es in einem Fantasy-Magazin und malte es auf seine eigene Weise nach – mit Sorgfalt, in romantischer Maniere, mit dem Licht à la Rembrandt. Seitdem schafft er fast ausschließlich Porträts: Gesichter von Mädchen und Frauen.

Nach dem Studium kehrte er in seine Heimatstadt Biała Podlaska zurück und wurde wider Willen zum örtlichen Enfant terrible. In der Provinz begegnet man einem Maler, der an der Warschauer Kunstakademie studierte, ohnehin mit Interesse oder sogar Entrüstung.

Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun Adam Korszun

In Biała Podlaska gibt es wohl kein Mädchen, das von Korszun nicht gemalt wurde. Zuerst fotografiert er sie und erst danach, anhand von Fotos, entsteht ein Porträt. Und obwohl in den Galerien der Hauptstadt wohl keiner die Erotik seiner Arbeiten anstößig findet, erweckt jene im Heimatort des Künstlers manchmal krankhafte Emotionen.

Adams Modelle sind manchmal auch Schauspielerinnen aus dem Fernsehen. Sie werden von ihm ebenfalls zuerst fotografiert; daraus entstehen dann intime, dekadente Bildnisse. In ihnen steckt eine Sehnsucht, eine Besessenheit, ein verborgenes Begehren, eine Perversion. Das Ganze wird noch durch die Titel betont: „Nimm mich heute mit”, „Ich sehe gern zu”, „Laß dich nicht von Fremden anfassen”, „Ich will zu dir rein”. Er hat schon Hunderte solche Porträts gemalt, aber vielleicht sind es immer nur Variationen über ein Thema, verschiedene Antlitze der FRAU – als Dämon, Unschuld oder Femme fatale, wie bei Edvard Munch, dem Klassiker der Gattung.

Aus dem Dunkel kommen leuchtende Gesichter hervor – vom Tand der Zivilisation losgelöst, haben sie in sich etwas Ursprüngliches. Das Licht wirkt manchmal gespenstisch, wie in einem Zimmer, das nur mit dem Schimmer eines flimmernden Fernsehens erhellt ist. „Eigentlich weiß ich nicht, warum meine Bilder so schwarz sind”, erklärt Korszun. „Wenn ich zurückdenke, kann ich sagen, daß ich irgendwo unter dem Tisch saß und rund um mich die Weiblichkeit tollte, für mich damals vollkommen unzugänglich. Dann habe ich angefangen, die Frauen aus dem Fernsehen zu fotografieren. Diese Fotos waren schwarz. Damals hat es mich nicht gestört, ich meine sogar, daß ich im Inneren zufrieden war, es war in Ordnung. Dagegen resultiert der blaue Anlauf meiner Bilder vor allem aus praktischen Gründen. Dieses Grau ist eigentlich Blau. Das Pariser Blau, das ich benutzte, trocknete halt sehr schnell, also skizzierte ich damit die Frauen und dann legte ich nur die Lasurfarbe auf. Man sagt, im alten Ägypten war Blau und nicht Schwarz die Farbe des Todes. Vielleicht paßt das alles irgendwie zusammen...”



Ausgewählte Werke

alle bilder ansehen