Ein Solitär. Ein einsamer Baum

Małgorzata Czyńska Wojciech Tuleya Von Małgorzata Czyńska Wojciech Tuleya

Ein Solitär. Ein einsamer Baum. Ein Motiv für Maler. Und sofort eine Vielzahl von Interpretationen, viele Möglichkeiten, das Bild zu deuten. Vielleicht ist das der Baum des Lebens, vielleicht der der Erkenntnis von Gut und Böse, je nach Auffassung Symbol der Wiedergeburt oder der Sünde und des Verfalls. Beziehungsweise ein Orientierungspunkt im Raum, Schönheit und Fremdheit der Natur. Ein Rätsel.

Jacek Łydżba Jacek Łydżba

Ein Solitär. Ein einsamer Baum.

Dessen Lösung finden wir bei Albrecht Dürer, denn diese und andere neueste Arbeiten von Jacek Łydżba sind nach seinen Besuchen im Graphikkabinett der Bibliothek der Warschauer Universität entstanden. In weißen Handschuhen tauchte er in die Welt des Renaissance-Meisters ein. Es ging nicht um das Kopieren von Dürer, nicht mal um das Nachmalen seiner Figuren auf eigene Weise, sondern um ein intellektuelles Abenteuer, um die Freude, allein mit Werken zu verkehren, die zum Teil aus Kunstbüchern und Museen bekannt sind. Von denkwürdigen Szenen wählte Jacek für sich einige Themen oder einfach nur den Eindruck, die Atmosphäre. Entstanden sind so Bilder von einzelnen Pflanzen, den fernen Schwestern jener aus den Grasstudien von Dürer. In den Darstellungen von kämpfenden Engeln, in der taumelnden Hundemasse, in den Gestalten der Krieger spürt man das Echo der berühmten "Apokalyptischen Reiter", etwas von der dunklen Stimmung in "Ritter, Tod und Teufel" oder von der Nachdenklichkeit und vom Geheimnis der "Melancholia".

Jacek Łydżba Jacek Łydżba

Tumult

Diese Bilder sind auch Resultat der Verwendung von diesen und nicht etwa anderen Farben, von zwei Polen: Wärme und Kälte. Der Wärmepol ist das Gelb, der Kältepol das Blau. Also gleich der von Kandinsky bestimmte Große Kontrast. Der Wärmepol erstreckt sich hier vom reinen Kadmiumgelb bis hin zum Orange und Zinnober, der Kältepol vom Preußisch Blau über Pariser Blau bis hin zum Kobalt und Ultramarin.

Jacek Łydżba Jacek Łydżba

Angel

Bei Jacek Łydżba ist der im Pigment verkörperte Ton gleichzeitig die absolute Farbe,  Sinnlichkeit und Dekorativität gehen hier Hand in Hand. Jede Nuance hat ihr eigenes Licht - Sonnenschein, Klarheit der Luft, Dichte des Nebels, Kolorit des Himmels, Zartheit der Dämmerung, Finsternis, Kühle der dunklen Nacht. Es ist jedoch nie eine Farbe, die flach und gleichmäßig liegt, denn eine große Rolle spielt die Textur: der Maler baut die Stimmung und die Temperatur des Bildes mit Hilfe von mehreren Schichten, durch die verschiedene Schattierungen durchscheinen. "Die Farbe ist für mich die materialisierte Sensibilität", sagte einmal Yves Klein.

Jacek Łydżba Jacek Łydżba

Daylight

Der Solitär war keiner,  es handelte sich um einen Teil der komplexen Szene aus Dürers Grafik "Joachim und der Engel". Rätsel gelöst. Auf dem Bild von Jacek Łydżba gewinnt der einsame Baum eine neue Bedeutung.



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