MMVI

Wojciech Tuleya Von Wojciech Tuleya



Der Titel dieser Ausstellung war eine Zahl. MMVI ist das Jahr 2006, geschrieben in römischen Ziffern. Obwohl MMVI die Entstehung aller gezeigten Bilder datiert, ist das Desinteresse der Künstler für alle Ereignisse des Jahres 2006 eindeutig und programmatisch.

Łukasz Huculak
Łukasz Huculak Łukasz Huculak Łukasz Huculak

Vor einigen Jahren hat Łukasz Ansichten von Wrocław gemalt, der Stadt, in der er zur Zeit lebt und arbeitet. Das Resultat war erstaunlich. Er zeigte Häuser und Straßen im Zustand wie vor einer Totalsanierung, als ob sie gerade aus einer dicken Schicht Asche ausgegraben wären. Und diese Patina bedeutete in seinen Augen das Wertvollste. Die verlaufende Zeit und die Geschichte - sogar die graue Geschichte der Volksrepublik Polen - veredeln das Gewöhnliche und verifizieren das Schöne.

Łukasz Huculak

Łukaszs Aufmerksamkeit richtet sich auf die Vergangenheit. Aber zu sagen, er schwelge in einer passeistischen Stimmung, wäre zu wenig. Das Ziel seiner Wanderungen und der Ort seiner Einweihung sind Städte, reich an Museen und Baudenkmälern. Die von ihm in Siena gemalten Predellen zeugen einerseits von Erfindungsgabe, andererseits halten sie sich an Regeln und Auflagen der Renaissancekunst - und zwar so eng, daß es scheint, deren Autor sei nach Toskana als Inventarist der Sehenswürdigkeiten gekommen, für den die Ehrlichkeit eines Forschers an erster Stelle steht.

Łukasz Huculak

Abblätternde Farbe, Grabhügel, die in der Landschaft zum Vorschein kommen, antike Säulengänge und Statuen, einsame Rotunden am Felsenabhang – das ist der Motivkatalog seiner „italienischen” Bilder. Wie nah am Wörterbuch der dekadenten Dichtung der Jahrhundertwende... In den Gedichten von Georg Trakl, in den Bildern von Arnold Boecklin symbolisiert eine im verwilderten Garten stehende, verlassene Villa, durch deren Fenster man die Klänge einer Sonate hört, den Niedergang, die Vorahnung des nahenden Endes. Łukasz entführt uns vom Hier und Jetzt und nimmt uns auf eine Zeitreise mit, zu seinem Herbst der Renaissance – einer vollkommenen, jedoch bereits beendeten Epoche. Das Ideal wird gerettet nur in Erinnerung, in Museeen, in Bildern.



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