Der ausgetrocknete See und Verwirrungen des Zöglings Karabowicz

Wojciech Tuleya Von Wojciech Tuleya

Ein Bild von Tomek Karabowicz trägt den Titel: Der ausgetrocknete See. Der echte ausgetrocknete See befindet sich in Karczunek, dem Heimatdorf des Künstlers, das in Ostpolen liegt. Als ich ihn im Sommer besuchte, zeigte er mir das malerische, wilde Feld.

Tomasz Karabowicz Tomasz Karabowicz Tomasz Karabowicz Tomasz Karabowicz Tomasz Karabowicz

Tomek verließ sein Familienhaus mit fünfzehn Jahren. Seine außergewöhnliche Malbegabung wurde von der Kunstlehrerin aus seiner Grundschule entdeckt. Er besuchte das bekannte Kunst-Gymnasium in Zamość und musste in dem dortigen Internat wohnen. Die beklemmende Atmosphäre der Schule erinnerte an Musils Verwirrungen des Zöglings Törleß. Tomek war ein Musterschüler – er malte damals sehr gute Landschaften, koloristische Stillleben und Akte. Diese Thematik verschwand als er anfing, an der Warschauer Kunstakademie zu studieren. Sein Stil wurde unverkennbar: Kalt und erotisch. Jedes Bild beeindruckte durch den Arbeitsaufwand. Tomek wurde zu einem Virtuose der kalten, veristischen Maltechnik. Überraschend war seine Reihe von Familienporträts, die den Bildern von van Dyck ähnelten, obwohl sie einfache Menschen aus dem Umkreis von Lublin zeigten.

Tomasz Karabowicz

Zu seiner natürlichen Umwelt wurde schnell die künstlerische Club-Szene Warschaus. Er porträtierte befreundete Barkeeper, DJ-s, und ab und zu auch – gegen Geld – bekannte Geschäftsleute. Immer, wenn mir Tomek ein Porträt einer Club-Persönlichkeit zeigt, sehe ich, wie er von seinem Modell fasziniert ist. Manchmal malt er dieselbe Person mehrmals, als ob er seinen Wunsch, den männlichen Körper zu erfassen, völlig ausschöpfen wolle. Es kommt vor, dass er ungeduldig wird, dann bleiben die Hände unvollendet, der Hintergrund kaum skizziert. Er verabschiedet sich von dem Modell, es wartet schon der Nächste. Tomek ist ein Narziss – oft malt er Autoporträts, um jede neue Erfahrung an seinem Gesicht zu zeigen. Einmal erzählte er mir von einer Party, auf die er eingeladen wurde. Neben ein Paar Maler und Kuratoren nahm an ihr Nan Golding teil, Fotografin der New Yorker Drag Queens, die gerade eine Ausstellung in Warschau hatte. Die Wichtigkeit des Gastes verbot es die Party, wie gewöhnlich, mit einer Sauferei im Aurora-Club ausklingen zu lassen. Stattdessen begab sich die Gesellschaft in das Luxushotel Bristol – zuerst ins Restaurant, später, bis zur Morgendämmerung, ins Appartement. Die Anwesenheitsliste las sich wie eine Menukarte der sexuellen Vorlieben, die Anekdoten über das zerstörte „Ballsaal“ ähnelten den Berichten über Totalschäden nach einem Rockkonzert. Im Zentrum der Fete – Tomek, der gleich danach in seinen Squat zurückging. Den Sommer verbringt er in Karczunek. Er malt dort dicke Auberginen und füllige Kürbisse, die er in sein Atelier direkt vom Feld holt.



Ausgewählte Werke

    • Pottery

      • Medium: Oil on Canvas
      • Size: 100 x 81 centimeters
      • Price: PLN 6500

    siehe das gemälde

    • Self Portrait

      • Medium: Oil on Canvas
      • Size: 50 x 65 centimeters
      • Price: PLN 4500

    siehe das gemälde

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