Mir liegt an der Appetitlichkeit...

Bogusław Deptuła Spricht Bogusław Deptuła



Sebastian Skoczylas

Bogusław Deptuła spricht mit Sebastian Skoczylas

Was ist für Dich beim Malen das Wichtigste?

Die Farbe, natürlich. Deswegen sind alle anderen Bestandteile des Gemäldes der Farbe unterstellt. Die Komposition sollte die Farbvaleurs eher hervorheben als dominieren. Ich untersuche, wie einzelne Farbbereiche sich gengenseitig beeinflussen. Das Wesentliche dabei ist das, was dazwischen zustande kommt, d.h. eine Spannung an der Grenze zwischen zwei Farbfeldern. Und obwohl diese Bilder wenig aggressiv wirken, gibt es dort einige Kontraste, wie z.B. an der Stelle, wo kühle Töne sich mit den warmen treffen. Ähnlich sieht es mit der Textur aus, wichtig ist das, was an der Grenze zwischen glatten und rauen Flächen entsteht. Genau das ist für mich am meisten interessant, wenn es um die Textur der Gemälde geht.

Kann man sagen, dass diese Zusammensetzungen intuitiv geschafft werden?

Bezüglich der Farbe, ja. Die Komposition wird bewusst geschafft, die Farbe aber ist intuitiv und variiert weitgehend während des Malens.

Machst Du Skizzen?

Nein, wenn ich mich an die Arbeit mache, habe ich eine allgemeine Vorstellung im Kopf davon, was ich erreichen möchte, obwohl ich es oft beim Malen modifiziere.

Determiniert das Format die zukünftige Komposition des Gemäldes?

Wenn ich annehme, dass das Gemälde auf einem Quadrat-Träger entsteht, determiniert dieses Format die Komposition vollständig.

Warum eigentlich die Pastell-Farbpalette?

Meine Kunst hat sich aus Landschaftsmalerei entwickelt, da werden diese Farben aus der Beobachtung der Natur abgeleitet. Obwohl die Werke keineswegs realistisch wirken, sind sie jedoch unter dem Eindruck des Kontaktes mit einer wirklichen Landschaft entstanden.

Deine Bilder sind meistens in Zonen angeordnet, ist das auch eine Folge der Landschaftsbetrachtung?

Ja, in der Natur liegen verschiedenen Bereiche aneinander, die Luft und das Wasser, oder die Erde. Beim Malen denke ich in Landschaften.

Auf Deinen Gemälden gibt es aber eine Art von Rahmen. Auf diese Weise betonst du also, dass das eine konventionelle Komposition ist.

Die Oberfläche der Leinwand ist für mich ein Bereich, wo sich diese Landschaft erstreckt, und der Rahmen dient sozusagen ihrer Begrenzung. Auf diese Weise markiere ich mein Handlungsfeld.

Wessen Kunst war für Dich von größter Bedeutung?

Irgendwann in der Mitte des Studiums habe ich angefangen, mit der Farbe zu experimentieren. Ich war von der Malereitradition der Akademie beeinflusst. Die Breslauer Kreise, Józef Hałas, den ich persönlich nicht kannte, aber seine Werke mehrmals bewundert habe, oder Alfons Mazurkiewicz, obwohl die Inspiration hier weniger deutlich ist; dabei hat sich die Kunst der beiden auch entwickelt. Sie waren abstrakte Maler, haben aber aus der wirklichen Welt, der Landschaft geschöpft. Mazurkiewicz nutzte mehr die Textur, Hałas dagegen das Zeichen. Die Ausarbeitung meiner Formel des Bildes war ein evolutionärer Prozess.

Wer noch war für Deine Kunst wichtig?

Wenn man noch weiter zurückschaut, die Impressionisten. Cézanne in Bezug auf die Beobachtung der Welt und die Nutzung des Licht. Natürlich Rothko, weil er sich bemühte, Farben so zusammenzusetzen, um eine neue Qualität zu schaffen. Farbzusammenstellungen zum Zwecke der Synthese.

Durch diese großen Formate wollte Rothko seine Zuschauer in Farbe versenken. Du aber schaffst keine derart großen Gemälden, auch ist die Textur für Dich von Bedeutung, im Gegensatz zu ihm.

Mir geht es nicht um die Emotionen, die bei ihm zum Ausdruck kommen, wo die Farbe von starken Gefühlen geradezu aufgeladen ist. Meine Gemälde sind sich in der Stimmung ähnlich. Ich strebe eine gewisse Appetitlichkeit der Werke an. Ich möchte, dass sie Blicke anziehen, so dass man sie betrachten, konsumieren, mit den Augen verschlingen, verzehren will, dass sie appetitlich wirken, mir liegt an dieser Appetitlichkeit.

Du hast Deine Lieblingspalette, es kommen aber auch andere, stärkere Töne auf Deinen Gemälden vor, geht es dabei auch um diese Appetitlichkeit?

Diese Palette ergibt sich intuitiv, während des Malens treten verschiedene Farben auf, aber sie verschwinden, weil es sich herausstellt, dass sie einfach im Bild „nicht sitzen“. Natürlich sind Kontraste bedeutend, aber ich führe sie sehr feinfühlig ein.

Du benutzt Acrylfarben, warum hast Du Dich dafür entschieden?

Weil sie praktisch sind.

Wenn Du mit Ölfarben malen würdest, würden Deine Werke anders aussehen…

Wahrscheinlich ja, obwohl ich nicht weiß, wie… Ich trage viele Schichten auf und das Warten, bis jede Farbe getrocknet ist, würde meine Arbeit schwieriger machen, und so ist es gerade mit der Öl-Technik. Für mich ist die Textur sehr wichtig.

Und wenn Du mehr Raum fürs Malen hättest, würdest Du auch größere Formate schaffen?

Eher nicht. Ich verwende Formate, die ich in Griff haben kann. Vor einiger Zeit versuchte ich es mit kleineren Formaten. Das Gemälde sieht dann anders aus. Die Größe determiniert die Komposition. Die Größe, für die ich mich normalerweise entscheide, ist für mich optimal. Die Malerei ist auch eine Spur der physischen Handlung, ihre Aufzeichnung.

Hast Du Ideen, die Dir noch nicht gelang, zu verwirklichen?

Beim Malen habe ich immer wieder neue Ideen, weniger oder mehr gelungene, letztendlich komme ich aber zur Hauptrichtung meiner Kunst zurück. Ich suche immer nach neuen Paletten, die mir bis jetzt fremd waren oder die mir einfach noch nicht in den Sinn gekommen sind. Ich glaube, ich würde mich gerne mit der Farbe in Keramik befassen, d.h. mit der Schaffung bestimmter Farbeffekte durch die Auswahl der Glasur. Interessant sind für mich auch die chemischen Prozesse, die zur Entstehung von Farben führen. Es ist eine Art Alchemie. Im Übrigen interessiere ich mich für die Farbe im Design, mit dem ich jeden Tag in meiner Arbeit zu tun habe, das ist aber schon eine ganz andere Geschichte.



Ausgewählte Werke

    • Transcendent

      • Medium: Mixed media on canvas
      • Size: 100 x 110 centimeters
      • Price: PLN 12000

    siehe das gemälde

    • Full red

      • Medium: Mixed media on canvas
      • Size: 100 x 110 centimeters
      • Price: PLN 12000

    siehe das gemälde

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