Abheben

Małgorzata Czyńska Von Małgorzata Czyńska

Die Welt ist nicht genug. Wen würde Jacek Łydżba zum Ausflug in den Weltraum einladen? Einen bunten Haufen von Kosmonauten und Kosmonautinnen. Die Ehefrau Ela, die Töchter Kajka und Karolina, die Schauspielerin Kasia Figura, mit der er seit Jahren befreundet ist. Einige Kumpels als Plauderkumpanen, einen Kunsthändler. Und viele, viele andere - ein Waggon würde nicht reichen, all diese Leute unterzubringen, so dass anstelle einer Rakete eine ganze Armada von Raumschiffen ins All fliegen müsste. Marilyn Monroe gern gesehen, lacht er. Und die Hündin Laika hätte auch hineingepasst. Das wäre eine Party. Tänze, Musik in voller Lautstärke, Hippies, Quatschen bis zum Morgengrauen, Flirten.

Jacek Łydżba
Jacek Łydżba Jacek Łydżba Jacek Łydżba

Denn für ihn ist dieses Angebot, in den Weltraum zu fliegen, keine Flucht vor der Realität und kein Versuch, sich von den Anderen zu erholen.

Es ist wie im wirklichen Leben: er muss viele Leute um sich herum haben, viele gute Herzen, wie dieser Kosmonaut auf dem Plakat.

Jacek Łydżba

"Ich sitze gerne im Atelier mit Bekannten, trinke Tee, rede."

Das Haus, die nahestehenden Frauen, die Heimatstadt Częstochowa sind die sichere Basis.

Jacek Łydżba

"Das Atelier ist mein Raumschiff. Ich habe hier meine Regale mit Flugzeugmodellen, Büchern, Schallplatten. Alles zur Hand, nach Lieblingssachen könnte ich im Dunkeln greifen - ich weiß ja, wo alles steht. Ich male zu verschiedenen Tageszeiten. Neulich wachte ich um vier Uhr morgens auf und ging ins Atelier arbeiten. Das Malen ist mein Rausch."

Trip?

"Es kommt vor, dass ich in den Gedanken für zehn Sekunden, für eine Minute wegdrifte. Und dann kehre ich in die Wirklichkeit zurück, denn Hier und Jetzt finde ich schrecklich aufregend. Ich falle oft in euphorische Zustände, begeistere mich für Mädchen, Musik, Bücher, dafür, was jemand Tolles gesagt hat. Und ich will immer mehr und mehr."

Gier?

"Hätte mich jemand gefragt, welche Frucht ich zum Mond mitnehmen würde, würde ich antworten: den Apfel. Aber wenn ich es mir überlege, dann würde ich noch hinzufügen: Erdbeeren, Stachelbeeren, Pflaumen, Birnen, Trauben, Johannisbeeren, Kirschen... Soll ich alle weiter aufzählen?

Jacek Łydżba

Aus diesem Appetit aufs Leben entstehen Bilder. Die Leute denken oft, dass meine Kreativität eine Frage von Drogen ist. Aber um zu malen, muß ich absolut nüchtern sein, einen klaren Kopf haben. Ich las einmal ein Buch über Modigliani - darüber, wie er all die schönen, langhalsigen Modelle gemalt hat, viel Wein trank und wunderbar malte. Ich habe es auch versucht - ich trank Wein, saß eine Weile im Atelier. Und es hat mich übermannt: Schläfrigkeit und Unvermögen. Nix Bild. Ich ging schlafen.

Manchmal kommen Leute zu mir, die traditionelle Bilder, korrekte Kossaks oder Ähnliches erwarten. Sie treten in meine Umlaufbahn und manchmal sehe ich in ihren Augen Begeisterung und manchmal Schrecken, weil sie nie so starke Farben, so viel Schwung beim Farblegen gesehen haben. Und ich habe keine Angst zu malen, habe keine Angst vor der Leinwand.

Mein Trip ist auch jede Reise nach Warszawa. Dann befreie ich mich vom Alltagstrott - das Vergnügen fängt bereits während der Fahrt an. Was hat Gagarin gesagt? «Ich sah die Erde! Sie ist schön». Ich stimme zu."

Aufgeschrieben von Małgorzata Czyńska

Photo: Magdalena Borowiec



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