Bilder der freudigen Momente

Małgorzata Czyńska Spricht Małgorzata Czyńska



Krzysztof Kokoryn

Wo ist der Anfang dieser Bilder?

Am Anfang ist immer eine Flasche.

Natürlich muß man sie austrinken. Denk aber nicht, daß ich jede geleerte Flasche male.

Und was dann?

Ich stelle auf die Staffelei einen kleinen leeren Blendrahmen und wische an ihm den Pinsel oder den Spachtel ab, denn die Flaschen werden aus abgekratzten Fragmenten anderer Bilder und Palette während der Arbeit aus Abfällen gebaut. Zunächst denke ich von diesem Blendrahmen noch nicht wie von einem Bild. Es sind völlig zufällige Tätigkeiten (z.B. ich fange an, die Fakturen von der oberen rechten Ecke aufzutragen). Die Faktur wird zähflüssig, immer dicker, langsam tauchen Formen auf, aber das ist weiterhin zufällig. Ich sitze im Sessel und beobachte diesen Zufall. Und durch meinem Kopf ziehen angenehme Erinnerungen: irgendwelche Torheiten, Tänze, Gespräche, Ideen, Musik und, vor allem, ein Saufkumpane. Und ich male diese Flasche, mit jenen Momenten gemischt. Das Bild entsteht aus dem Müll, aus dem Gestammel. Immer mit Freude. Immer sehr schnell.

Es sind also zufällige Bilder, Abfallbilder? Nimmst du diese Arbeiten nicht ernst?

Nein, so ist es nicht. Die Flaschen werden nicht zufällig, sondern auf zufällig vorbereiteten Unterlagen, auf Abfällen gemalt. Wenn dieses Wirrwarr mich inspiriert, dann fange ich mit der Arbeit an, baue ein Bild auf. Es ist für mich immer sehr wichtig, sowohl vom künstlerischen, als auch vom sentimentalen Standpunkt aus. Das ist zum Teil ein Notizbuch, eine Momentaufnahme.

Sind es immer Reminiszenzen?

Nur ein einziges Mal ist mir passiert, beim Malen eine Flasche auch auszutrinken. Meinen Geburtstagswein Medoc. Der Duft von Moos und ein leichter Nachgeschmack von Johannisbeeren, der am Gaumen bleibt, mischte sich mit einer Abrechnung mit der Vergangenheit, mit Erinnerungen. Und all das geschah in einem Mietshaus in der Florastraße in Warschau, an einem grauen Dezembertag… Aber ich verbinde diese Bilder nicht mit Alkohol. Normalerweise, wenn ich male, bleibt die schon geleerte Flasche weit im Hintergrund.

Erinnest du dich an die erste?

Na klar, sie entstand im Februar 2000, in der Tamkastraße in Warschau, nach einigen netten Treffen mit Tadeusz Marks. Diese Zwei Pilsner hängen bei ihm an der Wand.

Flaschen, Party, Menschen, Musik… Macht dich die Musik an?

Ja, sie bringt mich in einen Zustand, in dem das Bewußtsein sich während der Arbeit im Hintergrund hält, weil dann die Emotionen das Bild schaffen. Die Stimmungen sind verschieden, denn ich höre beim Malen verschiedene Musik. Wenn Klassik, dann Mahler, Szymanowski, Lutosławski, Bartok. Wenn Unterhaltungsmusik (was für ein Name!), dann die Jazzszene von New York, der Kreis um John Zorn: Riot, Medeski, Laswell, Baron, Patton, Frisell, Clucevsek. Manchmal höre ich gerne Sänger - Tom Waits oder Vysotsky. Es kommt vor, daß Astor Piazzolla mich in Tanzstimmung versetzt. Und manchmal brüllt Sepultura.

Ist das Aussehen der Flasche wichtig?

Etiketten haben keine besondere Bedeutung, die Flaschenformen auch nicht. Gewiß, sie sind schön, vielfältig. Aber sie interessieren mich nicht so, wie es bei Warhol der Fall war. Das sind keine Porträts von Flaschen oder von deren Inhalt. Auch keine Stillleben. Für mich sind sie Porträts von Situationen und von Trinkenden. Ikonen. Aber wenn ich darüber spreche, klingt alles ein wenig trivial: Worte, Worte, wie Farbe, die vom Bild abfällt – und der Zauber ist weg. Jetzt werde ich alles erzählen und vielleicht werde ich diese Flaschen nicht malen. Ich werde ihr Geheimnis erraten und sie werden mich langweilen…

Werden sie nicht. Es kommt wieder ein Abend, ein Gespräch, ein Lachen. Und eine Flasche... Man wird sie malen müssen.

Na ja. Stimmt.



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