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Krzysztof Kokoryn hat die Manieren eines Anarchisten. Obwohl europäische Yuppies seine Bilder lieben, würde er nie zulassen, daß ihn so einer zu einem eleganten Abendessen einlädt. Immer wählt er lieber Bier in einem billigen Pub in Gesellschaft von Studenten und Kollegen aus der Kunstakademie, jenen vom Bürgertum Ausgestoßenen und Unverstandenen.
Obwohl er es sich leisten könnte, eine Weltreise zu machen und in Luxushotels zu wohnen, nimmt er lieber einen schäbigen Bus und Übernachtungen wie es kommt, manchmal unter freiem Himmel. Im Kreis seiner Freunde wird er den Ort erreichen, „zu dem wir gerade fahren”. Er wird durch Straßen und Kneipen von Barcelona, Bergdörfer in Italien, ungarische Weinberge, Londoner Hafen ziehen. Dort findet er seine Helden: rappende Jungs auf der Straße, Nymphets, die sich um Tische herumsetzen, an denen ein clochardiger Barde sich am billigen Wein gütlich tut.
Kokoryn erinnert mich an sentimentale englische Maler, die im 18. Jahrhundert in Italien nach Enklaven des malerischen Elends suchten. Aber er erträgt es nicht, elegant zu sein, er würde die Routine ihres Handwerks nicht ertragen, er will keine Belehrungen von Kunsthändlern und keine Wünsche von Establishment-Kunden hören. Kokoryn wird den Rand der anarchischen Freiheit nie verlassen und nie an das durch die Welt ziehende große Gelage des Reichtums herantreten.
Diese Revolte gegen die Zivilisation von Sattheit und Langeweile ist jedoch ein wenig inkonsequent und dieser Inkonsequenz verdanken wir, daß im Atelier von Kokoryn diese nicht nur zauberhafte, sondern auch einfach gute Bilder entstehen. Ehrlich gemalt, monatelang, wenn nötig. Damit die Zeichnung, Farbe, Faktur einwandfrei sind. Damit sie genauso gut sind wie bei Rouault und Cybis, Velazquez und Picasso. Denn vor deren Werken in europäischen Museen verbringt Kokoryn ganze Tage. Das sind seine Meister. Ihnen glaubt er.