Von den Umdrehungen der Farben

Logik und Alltagslogistik. Einfache Linien und reine Farben erlauben die innere Balance. Sind wir so  unvollkommen, das wir „geradegerichtet“ werden müssen oder so geordnet, dass wir nach Ähnlichem in der Umgebung suchen?

Eine Welt bestimmt von Zahlen. Definiert. Vollkommen. Der ideale Mensch. Die ideale Stadt. Einmal – eine Idee der Künstler, heute – „die Durchsetzung“ in einer Sequenz von Simulationen, da die grafischen Programme die für das Auge unbemerkbare und für die Sprache unausdrückbare Zahl der Farben im RGB System definieren (die Farben werden mithilfe von Buchstaben und Ziffern benannt – wir werden präziser für den Preis der Empfindsamkeit). Ein programmiertes Fest für die Sinne. Der Blick wandert jedoch und sucht nach einer Bresche, einem Riss, nach einem Unterschied, der die Ordnung bricht, sei er auch so subtil wie das Asymmetrische im Gesicht.

Małgorzata Jastrzębskas Bilder erwecken Verdacht. Sie stellen beunruhigende Fragen – nach dem Sinn und den Möglichkeiten des Abstrakten. Kreise, die mit saftigen Farben vibrieren. Linien, die gezielt den Raum teilen: das Waagerechte, Senkrechte und Diagonale in einer dynamischen Harmonie. Sie pulsieren und  sprühen Energie. Sie locken mit einer Rückkehr zur Op-Art, zum Orphismus, zu den Nachbildern, gefangen im geometrischen Netz der Ordnung. Ein kalt berechnetes, raffiniertes und spannendes Spiel, dessen Grundlagen Chaos, Planlosigkeit und Zögern bilden.

Anfangs klar definiert, präzise wie ein Ornament, fangen dann Jastrzębskas Bilder langsam und schüchtern an die Un-Sicherheit und das Un-Ausgesprochene zu vermitteln. Sie atmen die vermischte Un-Ordnung. Sie wollen nicht zu viel sagen. Sie versuchen sich der Leere zu nähern. Der Tao-Leere, die Alles und Nichts ist und gleichzeitig keins davon.

Leere/Fülle.

Er-Gänzung.