Nell' ombra del Sud
Katarzyna Castellinis Bilder sind nicht mehr eine Reportage von einer Italienreise. Früher waren sie es. Diese Reportage war außergewöhnlich. Die Künstlerin ist eine intelligente Beobachterin und setzte in ihren Bildern viele Szenen und italienisch angehauchte Gestalten ein. Mit der Zeit interessierte sie sich immer weniger für die Vermehrung malerischer Details. Ihr Ziel wurde die Synthese. Von Bild zu Bild entwickelte sich ein Konzept, damit auf Grund der italienischen Beobachtungen ein allgemeines Bild der Menschheit aufgezeigt werden konnte.
Kann man überhaupt noch ernst genommen werden, wenn man auf Leinwand malt? Da opera seria nicht mehr möglich ist, bleibt noch opera buffa – eine Gattung, die viel über menschliche Zustände aussagt, aber in einem ganz anderen Ton.
Manchmal sind Castellinis Bilder mysteriöse Allegorien mit hermetischen Inhalten. Man könnte endlos nach den symbolischen Interpretationen fragen. Warum ist die Frau mit dem Neugeborenen schwarz gekleidet? Warum sind Tiere so wichtig? Ermöglicht ihre Anwesenheit höhere Erkenntnisse? Sehen wir wirklich den Strand von Falconara? Oder ist es das Reich der Toten? Oder eine Zirkusarena? Was bedeuten diese Vortäuschungen? Auf welcher Seite der allgegenwärtigen Arkaden leben die Bildhelden überhaupt?
Wie erklärt man die Anwesenheit der Narren, Harlekine und Akrobaten? Weil sie mit Demut die Wahrheit über sich selbst hinnehmen? Wenn wir genau hinschauen, erkennen wir in unserer eigenen Kleidung ein glitzerndes Clownkostüm. Aber der Clown – tragisch und lustig zugleich – kann Gegensätze vereinen. Er kann hier und dort sein, ist Mann und Frau, ein Greis und ein Kind. Ein Künstler überschreitet Grenzen und mit frechem Mut wird er zum Blasphemisten, indem er die vornehme Renaissance mit greller Pop-Art vereint.