Die Welt wie eine Blume

Bogusław Deptuła Von Bogusław Deptuła

Geblieben sind die Blumen. Früher gab es noch andere Bildthemen bei Beata Murawska, mittlerweile jedoch wurden sie immer rarer und die Blumen siegten. Sie haben unterschiedliche Maßstäbe, manchmal sind sie geradezu monströs und scheinen uns in das Innere der Bilder hineinzuziehen.

Beata MurawskaBeata MurawskaBeata MurawskaBeata MurawskaBeata Murawska

Niemand malt die Blumen so wie sie. Sie schenkt ihnen ein Leben und ein Geheimnis. Ich habe den unwiderstehlichen Eindruck, daß die Malerin mit ihnen einen seltsamen Faden der Verständigung knüpft. Sie zaubert. Sie verzaubert sowohl uns, als auch diese Blumen. Vielleicht bleiben wir deswegen vor ihnen stehen wie hypnotisiert. Es sind Zauber der süßesten Art, Zauber einer guten Fee, die über die Blumen herrscht.

Ich weiß wohl, wie diese Bilder entstehen. Es spielt keine Rolle mehr, was vor dem Fenster oder nebenan ist, am wichtigsten ist die Palette. Die von Beata ist wohl die ungewöhnlichste und üppigste, die ich je gesehen habe. Die Kegel vertrockneter und die Krater frischer Farben türmen sich dort in einem scheinbaren Chaos auf. In einem scheinbaren, weil die Künstlerin sich darin sehr geschickt bewegt. Sie mischt, sucht aus, probiert die Farben und legt sie auf die Leinwand. So wachsen die Reihen von Tulpen. Und es ist unwichtig, wie sie in der Natur aussahen – auf einem Beet oder auf einer Rabatte. Jetzt ist das eine ganz neue, künstlerische Blumengattung – Murawskas Tulpen. Den anderen nicht ähnlich, ein unnachahmliches Werk der reinen Malerei und der freien Kreation.

Die Liebe zu den lebendigen und reinen Farben mußte in ihr seit immer existieren. Es scheint stärker zu sein als sie selbst und als alle Lehren. Und studiert hat sie im Atelier von Stefan Gierowski. Vielleicht war er derjenige, der der Malerin gezeigt hat, wie man am besten Farben zusammensetzt, damit sie einen noch reineren Ton geben, mit ihrer Pracht noch stärker begeistern. Einmal, gleich nach der Akademie, sahen Murawskas Bilder ganz anders aus. Die Kompositionen wurden damals aus einer kleineren Anzahl von Elementen gebaut, waren einfacher, monumentaler, vielleicht unzugänglicher und zugleich weniger charakteristisch. Eins ist unverändert geblieben – die blendenden Farben.

In der Kunst von Beata Murawska, so wie in der Kunst vieler anderer Maler, kommt es zu einer allmählichen Reinigung des Bildes. Denn die Bilder haben einen unüberwindlichen Willen, ihr eigenes Leben zu leben, sie holen sich die Lebensenergie bei dem Maler - nur um Unabhängigkeit, Souveränität zu gewinnen. Und so ist es auch in diesem Fall. Noch vor wenigen Jahren konnte man auf Murawskas Bildern die Landschaften, die Orte und die Atmosphäre von Podkowa Leśna wiedererkennen, wo die Künstlerin lebt. Heute kommt das immer seltener vor und die Blumenkompositionen bewegen sich unbestritten auf die Abstraktion hin. Eigentlich verstehe ich nicht, warum Beata sich bisher noch nicht entschlossen hat, diese dünne Linie zu überqueren, die ihre Bilder von der Abstraktion trennt. Ist das nur eine rein weibliche Anhänglichkeit für blumige Formen oder etwas mehr? Ein Bekenntnis des Glaubens an die Wirkungskraft der Dinge dieser Welt?

Für mich sind die Blumengebilde ein Ausdruck der sensuellen Weltsicht. Es gibt ja nichts Sinnlicheres als Blumen mit ihren erotischen Formen. Es ist also ganz natürlich, daß unter den Blumen eine nackte Frau erscheint, ein häufiges Motiv bei Murawska. Aufblühende Frauen unter blühenden Blumen. Lux, calme, volupte – Pracht, Ruhe, Lust – diesen Titel trägt eines der berühmtesten Bilder von Henri Matisse. So ein Klima haben auch die Werke der Künstlerin. Die Assoziation mit dem Bild von Matisse ist hier unverkennbar.

Die Welt wie eine Blume – das ist die einfachste und kürzeste Definition der Kunst von Beata Murawska. Man kann sagen, daß das „Verblumen” ihrer Welt weiter und weiter fortschreitet und schöne Effekte, also schöne Bilder hervorbringt. Blumen, Blümchen, Blümlein – sie sind überall und es ist auch gut so, hier herrscht eine Blumenordnung und möge es so bleiben.



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