Ich träumte

Ich habe vergessen, dass man so jung sein kann, sagt Homo Faber, der Titelheld des Romans von Max Frisch, beim Anblick von Sabeth, eines Mädchens mit Pferdeschwanz. Sie ist aufgeweckt, hübsch, neugierig auf die Welt. Das Erwachsensein wird in ihr geweckt, sie ist schon eine Frau, aber wie ein Kind spielt sie begeistert Tischtennis. Der Schrecken der Zukunft, die Schatten der Vergangenheit - dieses ganze wahre Leben ist noch eine Vorahnung.

Vielleicht wäre das ein passender Anfang einer kurzen Einführung, die die Ausstellung der Arbeiten von Kasia Karpowicz begleitet, denn in fast jedem ihrer Bilder sind noch jene kindliche Schönheit und Vertrauen vorhanden: etwas naiv, aber schon ängstlich und durch Erfahrung der Grausamkeit des Schicksals berührt. Die Sorglosigkeit ist nicht mehr vollständig und die Zukunft nicht mehr geradlinig. Es ist vielleicht diese Zwiespältigkeit, diese Mischung der Kindlichkeit und des reifen Blickes, die über den Anmut dieser Arbeiten entscheiden.

Die Malerei schien ihr die einzige logische Wahl, eine Lebensnotwendigkeit. Erzogen in der Familie von bekannten Krakauer Künstlern, hatte sie von Kind auf Kontakt mit der Kunst, mit Malern. Sie hat viele Bilder angeschaut, sich an ihnen sattgesehen. Die Meister, zu den sie immer wieder zurückkehrt, sind Beckmann, Picasso, El Greco, Balthus, Hockney, Giotto, Velasquez.

Das Mädchen, das auf Papierblättern mit Farb- und Filzstiften "die Welten erschaffen" hat, die Kinder, vermenschlichte Katzen, Zirkusartisten, Turner und Schwimmer zeichnete, wurde erwachsen.

Aber vielleicht hören wir auf, zu analysieren, nach Ursachen zu suchen, Folgen zu besprechen. Vielleicht fragen wir, wie der Held von Homo Faber, im Museum von einer Steinskulptur - dem Kopf eines Mädchens - eingenommen:

"Wovon träumt sie?"