Windows on the world. Warum ist es dir so wichtig?

Wojciech Tuleya Von Wojciech Tuleya

Als ich am frühen Morgen des 11. September 2001 zur Post fuhr, um die Einladungen zu Dwurniks Vernissage zu verschicken, machte ich ein Erinnerungsfoto. Nach ein paar Stunden war es sowieso klar, dass ich diesen Dienstag nie vergessen würde.

Edward Dwurnik

„Meine“ Ausstellung mit den frühen Werken Dwurniks – aus seiner Studienzeit – sollte die eben eröffnete große Retrospektive in Zachęta ein wenig ergänzen. Ich wollte sie schon seit langem organisieren. Ich entriss die einzigartigen Arbeiten aus den tiefsten Ecken in Dwurniks Atelier. Ich kämpfte um jedes Aquarell, um jedes Bild. Und dann, als alles schon fertig war und mein Galeristentraum endlich erfüllt sein sollte, ließ ihn die Geschichte innerhalb weniger Stunden platzen. Woran kann ich mich noch erinnern außer an die in den Medien präsenten Bilder? Da gab es noch Dwurniks Frage: Warum ist es dir so wichtig? Es war, als ob er etwas erahne und sowohl mich als auch sich selbst warne.

Dwurnik ist ein Maler mit einem zusätzlichen Sinn, der ihm erlaubt, in die Zukunft zu sehen. Scheinbar ist er Realist, in Wirklichkeit ist er ein historischer Maler. Oft wird er zum Propheten. Man sagt, er könne Geschehnisse vorhersehen. Da wären zum Beispiel seine bekannten Bilder über den Kriegszustand, die er ein halbes Jahr vor dessen Ausrufung malte. Er hat auch die Fähigkeit, lange vor anderen Diagnosen zu formulieren und zu beurteilen.

Edward Dwurnik

Als ich Windows on the world las, wurde mir plötzlich klar, dass all das, was Frédéric Beigbeder beschrieb, von Dwurnik längst gemalt war. In der Reihe von Bildern über die Tragödie im World Trade Center – mit schwarzer Farbe auf weißer Leinwand gemalt – hat Dwurnik den Kern getroffen. Es sind vielleicht seine brutalsten Bilder und ihre Schlussfolgerungen sind dermaßen angsteinflößend, dass nicht nur die Kritiker sie verschwiegen. Auch Dwurnik schien seine Zweifel zu haben und weigerte sich, die Bilder dem Publikum zu zeigen.

Langsam gewöhnen wir uns an die Medienbilder. Wir werden gleichgültiger und täuschen uns, wenn wir glauben, dass die Geschichte stillsteht.

Dwurnik malte den Kern der Dunkelheit und kehrte zu seinen Orten zurück. Als ich vor kurzem nach Łowicz fuhr, hatte ich statt einer Karte seine alten Zeichnungen. Sie entstanden vor vierzig Jahren. Ich spazierte durch die Stadt und stellte fest, dass sich seitdem nichts verändert hat. Leben wir in einem vergessenen Krähwinkel? Oder war die Geschichte besonders freundlich zu uns?



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