Ciro Beltrán: vom Eigensinn, ein Künstler zu sein

Dermis P. León Von Dermis P. León

Wenn ein Subjekt in Bewegung ist, also keinen festen Platz hat, sucht es nach einem Raum, in dem es als eine bedeutende Einheit in Erscheinung treten könnte. Bei Ciro Beltrán ist so ein Raum sein Werk, seine Existenz als Künstler und sein Eigensinn, einer zu sein.

Ciro Beltrán

Jedoch es ist schwer, in seinen Arbeiten das Trauma des nomadischen Daseins zu entdecken; sie sagen auch nichts über die Spaltung im komplizierten Prozeß, eine Identität aufzubauen. Falls der Ortswechsel diese Malerei irgendwie beeinflußt, dann geschieht dies im Umkreis der ihm eigenen formellen Logik: im Bereich der Farbe und der Fläche, auf der der Künstler die Möglichkeiten des Werkes erforscht, sowie auch in der Expansion des Bildes, das sich von der Leinwand in den Bereich der Architektur versetzt, sie einhüllt und bedeckt. Eben in jener vom Bild ausgehenden Suche erscheint das Repetitorium aus aufeinanderfolgenden Orten und Klimaten, aus Licht und Sprache: die innere Welt wird durch den Bezug zum städtischen Kontext oder zur Landschaft ausgedrückt.

Ciro Beltrán

Die Serie Teppiche [Alfombras] erscheint, was bedeutend ist, 1996 in Deutschland, während seines Studiums an der Kunstakademie in Düsseldorf, wo man bis heute den deutlichen Einfluß der Aktivitäten von Beuys und der Gruppe Fluxus spürt. Gerade da, durch die Spermüll-Aktion (an bestimmten Wochentagen wird der entbehrliche Hausrat, der jedoch noch nicht als Abfall taugt, auf die Straße gestellt), entdeckt der Künstler die antrophologische Materialität des Teppiches: es ist ein Behälter, der Erinnerungen aufbewahrt und zugleich eine Fläche für künstlerisch-architektonische Bedeutungen. Dort nimmt die Serie der Arbeiten von besonderer Bedeutung den Anfang, die die Grenzen der Malerei Beltráns in die Richtung erweiterte, die über die Malereiform hinausgeht und räumliche Dimensionen andeutet; sie nehmen die Gestalt flüchtiger architektonischer Konstruktionen ein.

Ciro Beltrán

Das Experiment, dessen Anfang die Teppiche sind, bewirkt aber nicht die Abkehr des Künstlers von der Malerei im konventionelleren Sinne des Wortes. In den letzten Bildern unterliegen die Harmonien von Grün, Grau und Orange einer Veränderung; gleichermaßen schwindet die zentral gelegene, in der Zeichnung ausgedrückte Form, die für seine am meisten bekannten Zyklen der Arbeiten aus den 90ern charakteristisch war: Maske, Pyramide sowie abstrakte architektonische Modelle. Der Rückgang dieser zeichnerisch sichtbaren zentralen Form geht mit dem Auftreten organischer Gestalten auf der Oberfläche des Bildes einher, die ohne festgelegte Hierarchie verteilt sind. Gleichzeitig verleihen die immer dünneren Farbschichten, wie zarte Schleier gelegt, den Arbeiten eine neue Dimension im Bildplan - ähnlich wie beim Nebel und Lichtreflexen am Wasser, die die Wahrnehmung der Landschaft im Süden von Chile verändern.

Ciro Beltrán

Der Übergang zur Form ohne zentrale Figur erfolgte in den Zeichnungen und den Bildern auf dem Papier. Die Serie aus Nepal steckt den Raum des Experiments ab, indem sie zur Malerei mit lockerer formeller Struktur und größerer Flüssigkeit der Farbe führt; den Bildern, die auf dem die Phantasie anregenden Papier geschaffen werden, das aus jenem Land herkommt, dem sie ihren Titel verdanken. In diesen Arbeiten erscheinen runde Formen, die der Künstler später in die Staffeleibilder größeren Formats einbeziehen wird sowie subtile, durch Verwässerung der Farbe gewonnene Töne, wie bei einem Aquarell.

Ciro Beltrán

Teppiche, Leinwände, Bilder auf dem Papier, Ziegel, Wandzeichnungen und andere Aktivitäten setzen sich zu einem Werk zusammen, das den Eigensinn des Künstlers dokumentiert, die zum visuellen Bereich gehörenden Arbeiten zu schaffen, sich selbst jedoch den Änderungen in der Landschaft nicht zu unterwerfen. Das Werk existiert im Umkreis der eigenen Logik und der eigenen Entwicklung. Das Resultat ist die Malerei, die sich von der Figuration zur konzeptuellen und raffinierten Abstraktion entwickelt.



Ausgewählte Werke

    • Confusing in deep pink

      • Medium: Serigraphy on paper
      • Size: 95 x 76 centimeters
      • Price: PLN 3000

    siehe das gemälde

    • Mapa mundi

      • Medium: Acrylic on Canvas
      • Size: 80 x 95 centimeters
      • Price: PLN 5000

    siehe das gemälde

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